piwik no script img

Notruf im DickichtWegweiser im Wald

Wer sich im Wald verläuft oder auf Hilfe angewiesen ist, hat ein Problem. In Niedersachsen sollen nun Schilder mit Ortskennungen Orientierung schaffen.

Für Spaziergänger hilfreich: Notrufschild. Bild: Niedersächsische Landesforsten

OSTERODE taz | In Osterode im Harz hat es bereits Schlimmeres verhindert: Bei Waldarbeiten war ein Mitarbeiter der Landesforsten durch einen Baumstumpf so schwer verletzt worden, dass über das Notrufsystem Rettung gerufen werden musste. Dank flächendeckend eingerichteter Notfall-Treffpunkte – in den Landeswäldern Niedersachsens sind es insgesamt mehr als 2.000 – waren die Rettungskräfte jedoch schnell an der Unglücksstelle.

Das Prinzip ist schlicht: Die Treffpunkte sind durch Schilder gekennzeichnet, auf denen jeweils die Kennung des Landkreises sowie eine dreistellige Nummer zu sehen ist. Wird über 112 der Notruf in einem der Waldgebiete der insgesamt 330.000 Hektar großen Landesforsten abgesetzt, erkennt die jeweilige Rettungsleitstelle anhand der Kennung auf den Schildern den Aufenthaltsort des Anrufers.

In der Leitstelle sind dann die Koordinaten des Treffpunktes hinterlegt. Außerdem verfügen die Rettungsleitstellen über ausführliches Kartenmaterial in Papier- und digitaler Form. Das ermöglicht ein zügiges Anfahren des Notfall-Treffpunktes durch Notarzt und Rettungsfahrzeug. „Im Ernstfall, wenn es schnell gehen muss, sind die Treffpunkte wirklich eine Bereicherung“, sagt Dietmar Limburg, Technischer Leiter der Rettungsstelle Osterode im Harz. Der Zeitverlust bei der Suche nach dem Betroffenen verkürze sich demnach auf ein Minimum. Bei Waldarbeiten, die von den Landesforsten in Auftrag gegeben werden, gibt es aber auch noch weitere Vorkehrungen. Hier gilt mittlerweile der Grundsatz, dass sie von mindestens drei Personen ausgeführt werden müssen. Falls einem Arbeiter etwas zustößt, bleibt der zweite bei ihm und leistet Erste Hilfe. Der dritte Forstwirt informiert den Rettungsdienst, trifft sich mit den Sanitätern am nächstgelegenen Rettungspunkt und lotst diese dann direkt an den Unfallort.

Seit 2012 befindet sich die flächendeckende Erweiterung des Notrufsystems im Aufbau. „Ursprünglich war es für die Waldarbeiter gedacht, denen in Notfällen schnellstmöglich geholfen werden muss. Aber auch für einfache Spaziergänger in den Wäldern können die Schilder von Nutzen sein“, sagt Ionu Huma, Sprecher der Landesforsten für den Bereich Niedersachsen-Ost.

Gerade ortsunkundigen Besuchern der Wälder könne eine Notruf-Stelle helfen. Frank Gloth, Sprecher der Berufsfeuerwehr Göttingen, erinnert sich an einen Jogger, der vor einigen Jahren im Wald eine Gruppe verloren hat. „Bei Anbruch der Dunkelheit war er immer noch nicht aufzufinden und wir rückten mit einer Suchtruppe aus“, berichtet Gloth. Um genau solche Fälle zu verhindern, soll nun das Notsystem zum Einsatz kommen.

Für iPhone-Nutzer könnte auch die App „Raus ins Grüne“ hilfreich sein. Diese bietet Waldbesuchern die Möglichkeit, den nächstgelegenen Standort eines Notfall-Treffpunktes einzusehen und, wenn nötig, zu benutzen. Völlig neuartig ist die Idee jedoch nicht. In Hessens Wäldern funktioniert die App „Hilfe im Wald“ bereits nach dem gleichen Prinzip.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Themen #Wald
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Technikkompetenz ist auch schön.

    .

    Fast in jedem Handy, Smartphone befindet sich heute in GPS-Modul. Das gibt im 10m Radius den Standort an. Selbst wenn ich die Cordinaten der Rettungsleistelle vorlesen muss, kommen die immer noch genauer hin, als mit diesen unützen Schildern grob verteilt im Wald.

    .

    Wenn ich erst auf dem Smartphone den nächsten "Rettungstreffpunkt" suchen muss und dann noch den Verletzten dahin transportiere, ist dieser Ansatz ziemlich sinnbefreit!

    .

    Die Rettungswagen mit tragbaren Navis aus zu rüsten, damit sie den Weg vom geparkten Terrungswagen zum Unfallort finden, erscheint mir da sinnvoller!

    .

    Meint Sikasuu