■ Weddinger Modell: Notbremse gezogen
Für Prävention ist es in manchen Weddinger Wohnquartieren schon zu spät. Der Bezirk zieht vielmehr die Notbremse: Das Gebiet um die Soldiner Straße ist schon „sozial umgekippt“. Deshalb will Wedding nicht auf die Ergebnisse von Modellprojekten warten und gründet einen eigenen „Sicherheitsbeirat“. Der soll nicht nur Konzepte gegen Jugendgewalt entwickeln. Für ältere Bürger soll nach Veranstaltungen beispielsweise ein Begleitschutz organisiert werden.
Dabei setzt der Weddinger Bürgermeister Hans Nisblé (SPD) auch auf den Einsatz von Sozialhilfeempfängern. Sie könnten beispielsweise vor U-Bahnhöfen Fahrscheinkontrollen durchführen oder „andere sinnvolle Aufgaben“ übernehmen. Mit der BVG hat Nisblé über die Idee allerdings noch nicht gesprochen.
Am sozialen Brennpunkt rund um die Soldiner Straße hatten Anwohner bereits vor zwei Jahren eine Bürgerinitiative gegründet. Eingefleischte Weddinger protestierten dagegen, daß private Hausbesitzer Wohnungen in Unterkünfte für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge umwandelten. Sie wehrten sich dagegen, daß alteingesessene Mieter „verdrängt“ würden. Ein Sprecher der Bürgerinitiative soll im Beirat vertreten sein.
Ansonsten setzt Wedding auf verstärkte Polizeipräsenz und den vermehrten Einsatz von Wohnungsaufsichts- und Gesundheitsamt. Verträge für Flüchtlingsunterkünfte sollen nicht mehr verlängert werden. Was die Bürgerbeteiligung betrifft, ist man eher skeptisch: Die Einbeziehung von Bürgern werde sehr viel Überzeugungsarbeit kosten, heißt es im BVV-Beschluß. win
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