: Nord-Süd-Konflikt im Volksparkstadion
Baubeginn bereits im Mai, aber ohne die Mehrzweckhalle „Arena“ ■ Von Heike Haarhoff
Allen Abstiegs-Unkenrufen zum Trotz: Mit dem Bau des neuen HSV-Stadions im Volkspark für den (noch) Fußball-Erstligisten soll schon in diesem Mai begonnen werden. Im August, pünktlich zur Eröffnung der neuen Bundesliga-Saison also, könnte bereits die neue Haupttribüne fertig sein. Ein entsprechend überarbeitetes Baukonzept stellten die Investoren Deuteron/Holzmann und der HSV jetzt der Wirtschafts- und Stadtentwicklungsbehörde vor.
Entgegen der bisherigen Planung soll das bisher in Ost-West-Ausrichtung liegende Fußballfeld um 90 Grad in Nord-Süd-Richtung gedreht und um einige Meter nach Westen verschoben werden. Dadurch wird auf der Ostseite Platz für eine größere Haupttribüne geschaffen. Statt bislang geplanter 45.000 wird es 50.000 Sitzplätze geben. Die ebenfalls geplante Mehrzweckhalle „Arena“für 15.000 BesucherInnen sowie die „Mantelnutzung“mit Hotel, Schwimmbad sowie Gastronomie- und Kultureinrichtungen soll erst später entstehen. Wann? – Großes Fragezeichen!
Hamburgs Grünen gefällt das gar nicht. Die Mehrzweckhalle „muß im Zentrum des Vorhabens stehen“, tobt die stadtentwicklungs-politische Sprecherin der GAL, Heike Sudmann. Sollten Mantelnutzung und Mehrzweckhalle „zeitlich versetzt“gebaut werden, „könnte sich das Gesamtprojekt als leere Hülle entpuppen: eine Mantelnutzung ohne Arena-Kern“. Übel stößt der grünen Bürgerschaftsfraktion auch auf, daß die Zahl der Parkplätze sich von 2000 auf 6000 erhöht habe. Das lasse „einen erheblichen Anstieg des Autoverkehrs befürchten“.
Schleierhaft ist vielen auch, weshalb die Mehrzweckhalle nach den neuen Planungen weiter nach Norden verlegt werden soll. Altonas GAL-Fraktionsvize Olaf Wuttke erinnert sich: „Im ursprünglichen Konzept galt gerade das unmittelbare Nebeneinander von Stadion und Halle als unabdingbare Voraussetzung für die Finanzierbarkeit.“Dann nämlich wären die gastronomischen Betriebe für beide Einrichtungen gleich gut erreichbar gewesen.
Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsbehörde suchten gestern zu beschwichtigen: Die Investoren müßten erstmal einen Bauantrag sowie ein schlüssiges Finanzierungskonzept für das 513-Millionen-Mark-Projekt vorlegen, bevor die Stadt das 300.000 Quadratmeter große Areal im Volkspark für eine symbolische Mark preisgeben werde. „Und das Finanzierungskonzept muß ja auch erst in die Bürgerschaft, bevor der Bau begonnen werden kann“, stellte GALierin Sudmann selbstzufrieden fest.
Sie könnte sich getäuscht haben: Nach Auskunft der Rechtsstelle der Wirtschaftsbehörde ist ein Stadion-Baubeginn im Volkspark auch ohne Finanzierungskonzept möglich: dann nämlich, wenn die Investoren das komplette finanzielle Risiko übernehmen und ein späteres eventuelles „Nein“des Landesparlaments in Kauf nehmen.
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