Nobelpreis für Physik: Licht als Werkzeug

Die Auszeichnung ehrt in diesem Jahr Durchbrüche zum Thema Lasertechnik. Zugleich gibt es eine Diskussion über zu wenig Frauen in der Physik.

Donna Strickland im Labor

Endlich bekam mit Donna Strickland wieder eine Frau die Auszeichnung Foto: reuters

Der Physik-Nobelpreis wird in diesem Jahr für Durchbrüche im Bereich der Lasertechnik, des gebündelten Lichts, vergeben. Die Auszeichnung geht zur einen Hälfte an den US-amerikanischen Forscher Arthur Ashkin für die Entwicklung neuer „optischer Pinzetten“; die zweite Hälfte teilen sich Gérard Mourou (Frankreich) und Donna Strickland (Kanada) für ihre Methode zur Erzeugung von hochintensiven und ultrakurzen Laser-Pulsen. Augenpatienten verdanken ihnen mehr Sehkraft, Biologen unzählige neue Forschungs­ergebnisse.

Flankiert wurde die Nobelpreis-Bekanntgabe von einer Diskussion über den geringen Anteil von Frauen in der Physik. Die kanadische Physikerin Strickland ist erst die dritte Preisträgerin ihres Faches seit 1901. Nach Angaben der Schwedischen Akademie ermöglichten die Entdeckungen der drei Forscher die Entwicklung neuartiger Präzisionsinstrumente in der Medizin und der Industrie, die sich die Eigenschaften des gebündelten Lichts zunutze machen.

„Beide Erfindungen machen Laserstrahlen zu hochpräzisen Werkzeugen“, erklärte Heiner Linke von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften und Professor für Nanophysik an der Universität Lund. „Am weitesten verbreitet ist die Technik von Gérard Mourou und Donna Strickland, die man zum Beispiel bei Augenoperationen nutzt.“ Inzwischen werde auf diese Weise die Kurzsichtigkeit korrigiert. „Man kann dadurch viel Energie sehr präzise anwenden, Schichten von Atomen abtragen“, erläuerte Lund am Dienstag, dem Tag der Bekanntgabe.

Die Laserpuls-Technik werde bei vielen Arten von Operationen eingesetzt, auch bei Krebs. Die Technik der „optischen Pinzetten“ wird für Untersuchungszwecke eingesetzt, hauptsächlich in der Biophysik. Mit ihren „Lichtfingern“ können allerkleinste Partikel, Moleküle und Atome gefasst und bewegt werden. Auf diese Weise lassen sich Viren, Bakterien und andere lebende Zellen untersuchen, ohne sie zu schädigen.

Arthur Ashkin ist mit 96 Jahren der älteste Mensch, dem bislang ein Nobelpreis zuerkannt wurde. Nach seinem Physikstudium promovierte er an der Cornell-Universität in Ithaca im Bundesstaat New York in Kernphysik. 40 Jahre lang arbeitete er an den Bell Laboratories, der ehemaligen Forschungsabteilung der Telefongesellschaft AT&T, wo er auch die erste optische Pinzette entwickelte. Der 1944 geborene Mourou arbeitet an der berühmten In­genieurhochschule École Polytechnique bei Paris.

Die 15 Jahre jüngere Strickland hat bei ihm studiert. Beide hatten in den 1980er Jahren in den USA das Verfahren entwickelt, Laserpulse zu verkürzen und zu verstärken. „Wir müssen Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draußen“, sagte Strickland am Dienstag in einem Telefonat mit der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften. „Ich fühle mich geehrt, eine dieser Frauen zu sein.“ Dass es 55 Jahre dauerte, bis – nach Marie Curie 1903 und Maria Goeppert-Mayer 1963 – wieder eine Frau den Physik-Nobelpreis erhielt, wurde in vielen Glückwünschen hervorgehoben.

Eine Gender-Debatte war schon in der Woche zuvor am Kernforschungszentrum Cern in Genf aufgeflammt. Ein italienischer Gastforscher hatte dort in einer Konferenz mit der Bemerkung provoziert, die Physik sei „von Männern erfunden und aufgebaut“ worden. Heute würden „unqualifizierte Frauen aus politischen Gründen Posten in den Naturwissenschaften einfordern“. Die Cern-Leitung beendete sofort die Zusammenarbeit mit dem Forscher.

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