„Nipple-Gate“ in Istanbul: Madonna ohne Angst
Auf der Bühne zeigt die 53-jährige Madonna während ihrer MDNA-Tour in Istanbul mal eben ihre Brust. Jetzt heißt's: „In dem Alter?“ Wieso nicht?
Über ihre Sehnigkeit und muskulösen Arme wird ja schon seit langem gelästert – mal sehen was man nun Madonnas Brüsten wieder ankreidet, was mit denen nicht in Ordnung ist ... außer, dass sie möglicherweise manche der rund 55.000 Zuschauer nicht sehen wollen.
Dass Madonna ihre Nippel gezeigt hat, war sicher Absicht. Denn man kann diese Aktion durchaus als politisches Statement verstehen, schließlich will der türkische Premierminister Erdogan Abtreibungen in der Türkei verbieten lassen. Viele Frauenorganisationen prangern diesen Rückschritt per Dekret an.
Zu Beginn ihres Hits „Human Nature“ aus dem Jahr 1995, in dem es darum geht, sich nicht für die eigene Sexualität zu schämen, stand sie während des Konzerts noch ganz züchtig mit schwarzer Hose und weißer Bluse auf der Bühne. Nur um sich dann bis auf den Spitzen-BH auszuziehen und ihn dann auch noch zu lüften.
Nun wird gelästert, die Omi soll sich gefälligst altersgemäß aufführen. Sowas wird leider eher selten an Rock-Opis herangetragen. Es sei eine billige Provokation, die Madonna nötig habe, um noch Gesprächsthrema zu sein. Dabei tut Madonna das, was sie schon immer getan hat – provozieren.
Warum ist das mit 53 nicht mehr in Ordnung? Schließlich ist ihre Aktion womöglich – und nicht zum ersten Mal – ein Aufruf, diesmal an ihre türkischen Schwestern, sich zu wehren: Gegen die Politisierung des weiblichen Körpers. Was sie auch noch zeigt: Auf ihrem nacktem Rücken steht „No fear“ – „keine Angst“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“