Nigerias Präsident Buhari in Berlin: Hilfe gibt's zuhause
Die EU wird mit Nigeria über die Abschiebung von nigerianischen Flüchtlingen verhandeln. Es geht um „Hunderte“ Menschen.
„Wir wollen Nigeria beistehen“, sagte Deutschlands Regierungschefin nach ihrem Treffen mit Nigerias Präsident im Rahmen von dessen dreitägigem Deutschland-Besuch.
Deutschland wolle für junge Nigerianer „vor Ort Zukunftsperspektiven schaffen“, betonte Merkel. Gemeint sind Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Engagement deutscher Unternehmen in Nigeria.
Wer auswandert, wird es hingegen schwerer haben. In diesem Monat begännen Verhandlungen zwischen Nigeria und der EU-Kommission über ein Rückführungsabkommen für illegal eingereiste Nigerianer, so Merkel. Die Anerkennungsquote für nigerianische Asylsuchende in Deutschland betrage lediglich 8 Prozent – die anderen müssten zurück. Es gehe um „Hunderte“ von Menschen.
Beide lobten „erhebliche Erfolge“ im Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram, deren Krieg im Nordosten Nigerias und angrenzenden Regionen Kameruns, Nigers und Tschads laut Merkel elf Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat. Boko Haram kontrolliere „keine einzige Gemeinde“ mehr, so Buhari: „Wir haben sie praktisch entfernt.“
Gelächter über Sexismus
Erst am Donnerstag hatte Boko Haram weitere 21 Mädchen aus den Reihen der im Jahr 2014 entführten Chibok-Geiseln freigelassen. Die Terrortruppe halte jetzt noch rund 100 der anfangs 276 gekidnappten Schulmädchen, sagte Buhari und dankte der UNO für ihre Beteiligung an der Freilassungsaktion, ohne Einzelheiten zu nennen.
Für Gelächter sorgte die Frage eines nigerianischen Journalisten an seinen Präsidenten zu einem Interview, das seine Frau in seiner Abwesenheit der BBC gegeben hatte. Darin hatte Aisha Buhari gesagt, ihr Mann habe seine Regierung nicht im Griff und wenn das so bleibe, werde sie seine Wiederwahl 2019 nicht unterstützen.
Der 73jährge Muhammadu Buhari sagte dazu, er wisse nicht, welche Partei seine Frau unterstütze, aber „sie gehört in meine Küche und in mein Wohnzimmer und in das andere Zimmer“. Merkel stand sprachlos daneben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja