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Niederlandes Außenminister tritt zurückEin Treffen mit Putin erfunden

Der niederländische Außenminister will einst gehört haben, wie Putin von „Großrussland“ sprach. Weil das Treffen erfunden war, trat er nun zurück.

Räumte ein, gelogen zu haben: der niederländische Außenminister Halbe Zijlstra Foto: dpa

Den Haag afp | Der niederländische Außenminister Halbe Zijlstra ist wegen einer Lüge zu einem angeblichen Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin zurückgetreten. „Ich sehe heute keine andere Möglichkeit, als meinen Rücktritt einzureichen“, sagte Zijlstra am Dienstag während einer Parlamentssitzung in Den Haag vor den niederländischen Abgeordneten. Der Minister hatte am Montag einräumen müssen, dass er anders als behauptet nicht an einem Treffen mit Putin in dessen Datscha im Jahr 2006 teilgenommen hatte.

Zijlstra, Mitglied der rechtsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) von Ministerpräsident Mark Rutte und ehemals für den Ölriesen Shell tätig, hatte im Mai 2016 auf einer VVD-Konferenz erklärt, an dem Treffen mit Putin und dem ehemaligen Shell-Chef Jeroen van der Veer habe er „im Hintergrund als Assistent“ teilgenommen.

Dabei habe er klar Putins Antwort auf die Frage gehört, was er unter „Groß-Russland“ verstehe. Putin habe gesagt, dass er zu „Groß-Russland“ zurück wolle und dass dazu gehöre: „Russland, Weißrussland, die Ukraine und die baltischen Staaten“.

Zijlstra musste dann einräumen, „gelogen“ zu haben. Die Geschichte habe er von jemandem „geborgt“, der im Gegensatz zu ihm tatsächlich in der Datscha zugegen gewesen sei und ihm davon erzählt habe. Zugleich hielt er daran fest, dass er Putins Worte im Großen und Ganzen richtig wiedergegeben habe.

Die Enthüllung traf Zijlstra zu einem unpassenden Zeitpunkt: Für Dienstag war ein Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in Moskau geplant.

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1 Kommentar

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  • Dummschwätzer.

    Es passt aber zu den Nachrichten und Bildern die von Russland gemacht werden und uns mit sonoren Stimmen und ernsten Gesichtern als angeblich wahr vermittelt werden.

    Das ist der Fluch der Traditionen.

    Im kalten Krieg als kommunistisches Feindbild aufgebaut wirkt es immer noch nach.

    So ähnlich ist es auf der anderen Seite. Unser großer Bruder, ein Hort der Freiheit und Menschenrechte kann so ziemlich jede Schweinerei tun und was bekommt man

    'Naja das war vielleicht nicht richtig aber es ist für die Demokratie.'

    Deswegen, eine etwas abgewandelte Weisheit,

    'Traue keinen Nachrichten die du nicht selber geschrieben hast.'