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Neujahrsansprache der KanzlerinGegen Hass und Terror

In ihrer Rede ruft Angela Merkel zu Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt auf. Dabei geht sie direkt auf die Anschläge des zuendegehenden Jahres ein.

Angela Merkel bei der Neujahrsansprache Foto: dpa

Berlin dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Deutschen zu Optimismus trotz aller Bedrohungen durch islamistischen Terror aufgerufen und vor Europa- und Demokratiemüdigkeit gewarnt. In ihrer am Freitag vorab veröffentlichten Neujahrsansprache sagte die CDU-Politikerin, Demokratie, Rechtsstaat und gemeinsame Werte seien „der Gegenentwurf zur hasserfüllten Welt des Terrorismus, und sie werden stärker sein als der Terrorismus“. Dem Hass gelte es, „unsere Mitmenschlichkeit und unseren Zusammenhalt entgegenzusetzen“.

Dass auch Flüchtlinge unter den Terroristen etwa in Würzburg, Ansbach und Berlin waren, sei „besonders bitter und widerwärtig“. Diese Menschen hätten die Hilfsbereitschaft Deutschlands mit ihren Taten verhöhnt. „Wie sie auch diejenigen verhöhnen, die tatsächlich unseren Schutz brauchen und verdienen“, sagte Merkel.

Sie bekräftigte aber im Kern ihre Flüchtlingspolitik: Mit den Bildern des zerbombten Aleppo in Syrien vor Augen sei es „wichtig und richtig (…), dass unser Land auch im zurückliegenden Jahr denjenigen, die tatsächlich unseren Schutz brauchen, geholfen hat, hier bei uns Tritt zu fassen und sich zu integrieren“.

Wo für die Sicherheit der Bürger politische oder gesetzliche Änderungen nötig seien, werde die Regierung „schnellstens die notwendigen Maßnahmen in die Wege leiten und umsetzen“, versicherte Merkel. Mit ähnlichen Worten hatte sie kurz vor Weihnachten auch auf den Lastwagen-Anschlag in Berlin mit zwölf Toten und mehr als 50 Verletzten reagiert. Diesen hatte nach den bisherigen Erkenntnissen am 19. Dezember der 24-jährige Tunesier Anis Amri begangen.

Keine Alternative zu Europa

Merkel beklagte zugleich „Zerrbilder“ zur Europäischen Union und zur parlamentarischen Demokratie. Zwar sei Europa langsam und mühsam. „Aber nein – wir Deutschen sollten uns niemals vorgaukeln lassen, eine glückliche Zukunft könnte je im nationalen Alleingang liegen.“

Die parlamentarische Demokratie wiederum ermögliche den Menschen Mitwirkung und Mitsprache. „Sie akzeptiert, nein, sie fordert Widerspruch und Kritik“, so Merkel. „Kritik, die friedlich und im Respekt vor dem einzelnen Menschen daherkommt, die Lösungen und Kompromisse sucht und nicht ganze Gruppen ausgrenzt.“

Die Kanzlerin empfahl „einen offenen Blick auf die Welt und Selbstvertrauen – in uns und unser Land“. Sie fügte hinzu: „Zusammenhalt, Offenheit, unsere Demokratie und eine starke Wirtschaft, die dem Wohl aller dient: Das ist es, was mich für unsere Zukunft hier in Deutschland auch am Ende eines schweren Jahres zuversichtlich sein lässt.“

Jedoch werde keiner dieser Werte „uns einfach so gegeben. Für jeden werden wir auch 2017 arbeiten müssen, alle gemeinsam, jeder nach seinen Möglichkeiten – und diese Arbeit wird sich lohnen.“ Vor der Bundestagswahl werde sie sich „für eine politische Auseinandersetzung einsetzen, bei der wir über vieles leidenschaftlich streiten werden – aber stets wie Demokraten, die nie vergessen, dass es eine Ehre ist, unserer Demokratie und damit den Menschen zu dienen“.

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28 Kommentare

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  • In ihrer Rede ruft Angela Merkel zu Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt auf.

     

    Sie hat voll und ganz recht! Würden wir diese Werte verlieren, dann würde der Rechtspopulismus und "Jeder für sich"-Mentalität unser Land zerfressen.

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    Dieser Beitrag hätte besser unter das schöne Merkelbild gepasst. https://www.heise.de/tp/features/Frau-Merkel-wir-haben-ein-Problem-3583164.html

  • Besser und besonnener kann man nicht auf die aktuelle Situation eingehen.

     

    Bravo Frau Merkel.

  • Es wäre mir lieber gewesen, sie hätte ihren Rücktritt verkündet.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Ist uns hier schon sattsam bekannt, auch Ihre "Alternative"...

       

      Guten Rutsch!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Es wäre sehr bedauerlich, wenn Sie keine Alternative zu Merkel hätten, Herr KlausK.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Nikolai Nikitin:

          Habe ich selbstverständlich, aber Sahra heißt er/sie (die Alternative!) nicht.

          • @571 (Profil gelöscht):

            Muss sie auch nicht. Sahra ist überwiegend für Leute mit intellektuellem Anspruch.

            • 8G
              87233 (Profil gelöscht)
              @Nikolai Nikitin:

              die Frage ist welche Ebene der Intellektualität? Die letzten Versuche von Ihrer liebe Sarah waren direkt an das Potential am rechten Rand gerichtet.

              Wunderbare Intellektuellen!!

            • 5G
              571 (Profil gelöscht)
              @Nikolai Nikitin:

              Damit hätten Sie das Problem auf den Punkt gebracht...

  • "Dass auch Flüchtlinge unter den Terroristen etwa in Würzburg, Ansbach und Berlin waren, sei „besonders bitter und widerwärtig“. "

    Das ist jetzt seit dem Berlin Attentat ihre Lieblingsphrase...

    Ist. Es. Nicht. Ein Mordanschalg ist kein bisschen weniger widerwärtig wenn es von einem Biodeutschen verübt wird, auch wenn AfD und Co. es uns einzureden versuchen. Scheint bei der Kanzlerin ja schon gefruchtet zu haben.

    • @Frank N. Stein:

      Dann nennen Sie uns doch mal ein paar Mordanschläge von 'Biodeutschen' aus den vergangenen Jahren ?

      • @Nikolai Nikitin:

        Schon mal den Namen Lubitz gehört?

        Oder Germanwingsflug 9525?

         

        Da muss aber ein Tunesier lange über Weihnachtsmärkte fahren, um wie dieser "Biodeutscher" gleich 150 Menschen in voller Absicht zu töten.

         

        Erstaunlich und beängstigend, wie kurz bei manchen Menschen das Gedächtnis ist.

        • @Age Krüger:

          Und Sie meinen, dass eine Tat eines - im Eigentlichen Sinn des Wortes - Geisteskranken in diese Reihe passt ?

      • 8G
        87233 (Profil gelöscht)
        @Nikolai Nikitin:

        Auf welchen Planet lebst Du? Nie was von der NSU gehört? Nie was von die verscuhten Mord-Anschläge auf Flüctlinhgsheime?

        Wer bezhalt Dich dann für Deine Beiträge? Onkel Vladimir?

        • @87233 (Profil gelöscht):

          Ich fragte in den vergangenen Jahren. Ansonsten sorry: Ohne Kommentar zu Ihrer Ausfälligkeit. Wenn Sie keien Argumente mehr haben, dann muss es - auf meine russisch-polnische Herkunft anspielend - gleich wieder rassistisch werden, wie ?

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Allgemeinplätzchen haufenweise.

     

    Bitte bis zum 31.12.2017 etwas mehr Angaschemang, Frau Merkel.

  • "...Demokratie, Rechtsstaat und gemeinsame Werte..."

     

    Flüchtlingsdeal mit dem Autokraten Erdogan, Bruch des Dublin II Abkommens, des deutschen GG und welche "Werte" meinte sie nach den Waffendeals in Kriegsgebieten wie der arabischen Halbinsel nochmal?

  • An Plattheit (oder soll ich besser sagen: Dreistigkeit) nicht zu überbieten.

     

    Der Kanzlerin sei das Studium eines anderen heute veröffentlichten taz-Artikels dringend empfohlen:

    http://www.taz.de/Soziologe-ueber-Silvester-vor-einem-Jahr/!5369637/

  • Wenn der Braten nicht schmeckt, muss man ne dicke Soße auftragen. Urban Priol hat sich gerade wunderbar über den Einheitsbrei von Merkel und Kretschmer ausgelassen (3sat). In Wirklichkeit haben wir dem Morden tatenlos zugesehen und Tyrannen wie Putin und Erdogan auch noch besänftigt.

    • @Ataraxia:

      Mit "Einheitsbrei von Merkel" meinen Sie etwa die erfolgreichste Politik seit der Wiedervereinigung?

  • 3G
    36120 (Profil gelöscht)

    Und was meint die werte Kanzlerin zu Hartz4-Elend und Ausbeutung durch Leiharbeit? Das Thema Terror scheint nur eine willkommene Ablenkung zu sein.

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @36120 (Profil gelöscht):

      Dazu meint sie nix!

      Warum sollte sie auch, der Liebling der Industrie.

      Terror ist doch gut, jedenfalls für sie, dann kann sie uns mit Plattitüden vollsülzen und den von ihr geliebten Firmenbossen neue Billigarbeitskräfte zuschustern.

  • "(...) wie Demokraten, die nie vergessen, dass es eine Ehre ist, unserer Demokratie und damit den Menschen zu dienen“.

     

    Hört her ihr Kinder am Existenzminimum, ihr Krankenschwestern hart am Burnout - mit Hungerlohn, ihr zurückgeschobenen Flüchtlinge in unsichere Staaten (in der befreundeten Schweiz heißt Abschiebung Ausschaffung!). Hört her ihr treuhandtraumatisierten Ossis (die mit ostdeutschen Monarchen getröstet werden sollten), hört her wie saturierte Arbeiterführer am Volk vorbei reden - und vorbei leben...

    • @Gion :

      der Demokratie dienen - so eine Formulierung ist mir zu pathetisch zu abstrakt. Wer sind die Menschen? .. .. Sie meinen anscheinend dass in unserem Land dem demokratisch verfassten Land den menschen nicht (genug) gedient wurde. Krankenschwestern Hungerlohn? Flüchtlinge in unsichere Staaten geschickt? Ossies traumatisiert, und die Arbeitervertreter werden von diesen sicher nicht so negativ beurteilt wie Sie das darstellen. Überhaupt - brauchen Arbeiter und Angestellte heute "Führer" . könnte es sein,, dass Sie an den Menschen, deren Interessen, deren Lage und Probleme Sie vermeintlich besser kennen und verstehen , dass sie an denen vorbei reden?

  • Schön, dass ich mir diese Ansprache nicht angetan habe.

    Postfaktisch gesehen, ist die Wissenschaftlerin Doktor Angela Merkel (wie es mit der Doktorarbeit ist, weiß niemand so genau) alternativlos !

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Pink:

      Das wird sich noch 2017 zeigen.