Neujahrsansprache von Kanzlerin Merkel: Integration als Chance von morgen

In ihrer Rede bekräftigt Merkel ihre Aussage „Wir schaffen das“. Sie warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft und fordert alle Bürger auf, gegen Rassismus einzustehen.

Angela Merkel steht in einem roten Blazer an einem Tisch, auf ihm stehen gelbe Blumen

„Danke für die überwältigende und tatsächlich bewegende Welle spontaner Hilfsbereitschaft“, sagte Angela Merkel. Foto: Hannibal Hanschke/dpa

Berlin dpa | Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat trotz aller Probleme die mit den vielen Flüchtlingen verbundenen Chancen für Deutschland betont und zum Zusammenhalt gegen Fremdenhass aufgerufen. „Es kommt darauf an, denen nicht zu folgen, die mit Kälte oder gar Hass in ihren Herzen ein Deutschsein allein für sich reklamieren und andere ausgrenzen wollen“, sagte sie in ihrer vorab veröffentlichten Neujahrsansprache, die an diesem Donnerstag ausgestrahlt werden soll. „Es kommt darauf an, dass wir uns nicht spalten lassen“, betonte sie, ohne die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung zu nennen.

Von gelungener Einwanderung habe ein Land noch immer profitiert, sagte Merkel. „Richtig angepackt, ist auch die heutige große Aufgabe des Zuzugs und der Integration so vieler Menschen eine Chance von morgen.“ Die Kanzlerin warb erneut um Geduld bei der Bewältigung der Krise, die Deutschland noch einiges abverlangen werde. „Das wird Zeit, Kraft und Geld kosten – gerade mit Blick auf die so wichtige Aufgabe der Integration derer, die dauerhaft hier bleiben werden.“

Es gebe aber „ein großartiges bürgerschaftliches Engagement und ein umfassendes Konzept politischer Maßnahmen“. Auch international gehe es darum, die EU-Außengrenzen besser zu schützen, Fluchtursachen zu bekämpfen „und so die Zahl der Flüchtlinge nachhaltig und dauerhaft spürbar zu verringern“. Genauere Angaben zu dieser Reduzierung machte Merkel nicht. Sie wiederholte ihren umstrittenen Satz: „Wir schaffen das, denn Deutschland ist ein starkes Land.“

Die Kanzlerin wandte sich erneut gegen eine Abschottung angesichts der Krisen in der Welt. „Es kommt darauf an, auch in Zukunft ein Land sein zu wollen, in dem wir selbstbewusst und frei, mitmenschlich und weltoffen sind.“ Zugleich gebe es aber Grundvoraussetzungen für das Zusammenleben aller, die die deutsche Gesellschaft trügen. Dazu gehörten „unsere Werte, unsere Traditionen, unser Rechtsverständnis, unsere Sprache, unsere Gesetze, unsere Regeln“.

Mit Blick auf teils hasserfüllte Diskussionen über Flüchtlinge rief die Kanzlerin zu Sachlichkeit auf. „Es kommt darauf an, dass wir immer auch den Argumenten des anderen zuhören, auch wenn er Sorgen und Chancen anders gewichtet, als man selbst es tut.“

Merkel würdigte die Arbeit vieler Helfer in den vergangenen Monaten. „Danke für die überwältigende und tatsächlich bewegende Welle spontaner Hilfsbereitschaft, die wir in diesem Jahr erlebt haben, als so viele Menschen oft lebensgefährliche Wege auf sich genommen haben, um bei uns Zuflucht zu suchen.“ Neben Polizisten, Soldaten und Behördenmitarbeitern dankte sie ausdrücklich den freiwilligen Helfern „für ihre Herzenswärme und ihre Einsatzbereitschaft, die immer mit diesem Jahr 2015 verbunden sein werden“.

Merkel betonte etwa mit Blick auf die Entwicklung seit der Einheit vor 25 Jahren, dass Deutschland „schon so viele große Herausforderungen gemeistert hat und noch immer an ihnen gewachsen ist“. Für das neue Jahr rief sie die Menschen im Land generell zu Optimismus auf. Dies gelte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Wissenschaft, Kunst und Kultur – und auch den Sport, sagte die Kanzlerin mit Blick auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro und die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.