Neues aus der Hitler-Forschung: Der Bruder mit dem Wasserkopf
Die Todesumstände von Hitlers Bruder Otto erklären Historiker zu einer Randnotiz. Dabei könnte ein Fehler nun bereinigt werden.
Der Forscher Florian Kotanko, Vorsitzender des Vereins für Zeitgeschichte in Braunau, hatte herausgefunden, dass Hitler als Dreijähriger den Tod seines an einem Wasserkopf leidenden Bruders Otto miterlebt hatte. Dieses Ereignis könne möglicherweise auch Auswirkungen auf Hitlers Einstellung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen gehabt haben, meinte Kotanko. Im Nationalsozialismus galten Behinderte als „unwertes Leben“ und wurden massenhaft ermordet.
Mit Gewissheit könne man sagen, dass Hitlers Kindheit durch Todesfälle überschattet wurde, meinte Longerich. „Hitler ist in einer Familie aufgewachsen, wo der Tod zu Hause war.“ Neben Otto waren auch die älteren Geschwister Gustav und Ida bald gestorben.
Die Rolle von Mutter Klara auf die seelische Prägung Hitlers ist laut Longerich nicht eindeutig zu beantworten. „Vieles spricht dafür, dass sie phasenweise eine kalte und dann wieder eine überfürsorgliche Mutter war.“ Jedenfalls könne hier der Grundstein gelegt worden sein für Hitlers lebenslange Unfähigkeit, eine engere Bindung zu anderen Menschen einzugehen, so der Historiker.
Der Staat will Hitlers Geburtshaus in Besitz bringen
Kotanko hatte die neuen Details im Archiv der Pfarrei von Braunau, der Heimat der Eltern von Hitler, sowie in den Chroniken der Braunauer Wochenzeitung „Neue Warte am Inn“ gefunden. Die Oberösterreichischen Nachrichten in Linz berichteten am Dienstag ausführlich über „Fehler in Hitlers Biografie“.
Bisher waren die Historiker davon ausgegangen, dass Hitler als Viertgeborener der Familie aufgewachsen ist und den Tod seiner älteren Geschwister Gustav, Ida und Otto nicht erlebt hat. Seine Mutter Klara habe Adolf nach bisheriger Darstellung daher ihre ungeteilte Liebe geschenkt, so Kotanko.
Hitler-Biograf Peter Longerich
Diese Lesart der Mutter-Kind-Beziehung sei nun zu überdenken. Die veränderte Geschwisterfolge lege den Schluss nahe, dass zumindest in der Schwangerschaft und in den sieben Lebenstagen (17. Juni 1892 – 23. Juni 1892) die Liebe der Mutter auch Otto gegolten habe, sagte Kotanko weiter.
Unterdessen gehen die Bemühungen der österreichischen Regierung, das Hitler-Geburtshaus in Braunau in Staatsbesitz zu bringen, in die entscheidende Phase. Seit einigen Tagen wird das Gesetz zur Enteignung des Geländes begutachtet. „Das Ziel ist, dass das Gesetz in diesem Jahr in Kraft tritt“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag.
Parallel befasst sich eine Kommission mit der möglichen künftigen Nutzung des Gebäudes. Das seit 2011 leer stehende Geburtshaus ist seit Jahrzehnten im Besitz einer Frau, die das Gebäude weder verkaufen noch angemessen als Mahnung vor dem Nationalsozialismus nutzen lassen wollte.
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