Neues Trinkwasser-Schutzgebiet: Hamburg füllt nach
Die Stadt weist in Eidelstedt und Stellingen ein neues Gebiet für Trinkwasser aus. Das Areal war vor 40 Jahren von einer Chemiefirma verseucht worden.
Eidelstedt/Stellingen heißt das neun Quadratkilometer große Areal im Nordwesten Hamburgs, in dem künftig sechs Brunnen etwa 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser fördern sollen, knapp drei Prozent des jährlichen Hamburger Gesamtbedarfs. Das südöstlich daran anschließende Gebiet Stellingen mit zehn Quadratkilometer Größe soll folgen. Dann wären etwa 98 Quadratkilometer, gut 13 Prozent Hamburgs, als Wasserschutzgebiete ausgewiesen.
In denen gelten selbstverständlich besondere Schutzbestimmungen, um Verunreinigungen zu verhindern. Das betrifft vor allem den Einsatz von Dünger und Pflanzengiften in Landwirtschaft und Kleingärten, aber auch den Eintrag von Medikamenten und chemischen Stoffen in die Grundwasserleiter. „Es ist eminent wichtig, dass diese Stoffe gar nicht erst ins Grundwasser gelangen“, sagt Kerstan, denn die dann notwendigen Sanierungen seien „sehr aufwendig und teuer“.
Das betrifft insbesondere die beiden neuen Areale. 1979 starb ein Junge, der mit chemischen Stoffen hantiert hatte, die er auf dem Gelände der Firma Stoltzenberg an der Lederstraße westlich des S-Bahnhofs Stellingen gefunden hatte. Bei den anschließenden Untersuchungen wurden dort hochgiftige Chemikalien sichergestellt, darunter sogar die Nervengifte Tabun und Sarin, welche Stoltzenberg im Zweiten Weltkrieg für die deutsche Wehrmacht hergestellt hatte.
Hamburg Wasser (HHW) ist das zweitgrößte kommunale Wasserver- und entsorgungsunternehmen Deutschlands. Es ist zu 100 Prozent im Eigentum Hamburgs.
In 17 Wasserwerken in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen fördert HHW zurzeit etwa 120 Millionen Kubikmeter Grundwasser und veredelt es zu Trinkwasser.
Das Rohrleitungsnetz von HHW ist rund 5.300 Kilometer lang.
Der Pro-Kopf-Verbrauch der HamburgerInnen lag 2018 bei rund 110 Liter pro Tag.
Die Aufarbeitung des Skandals führte zur Entlassung des damaligen Justizsenators Frank Dahrendorf (SPD), der Gründung der Umweltbehörde als erster derartiger Bundes- und Landesbehörde in Deutschland und zu einem neuen Bewusstsein für Umweltgifte und hochgefährliche Altlasten. Die Fabrik wurde geschlossen, die Gebäude abgetragen und das Gelände vollständig saniert.
Und dieses liegt jetzt im Zentrum eines Wasserschutzgebietes, das mithelfen soll, den wachsenden Durst der Großstadt zu stillen. Im vorigen Jahr lag der Verbrauch mit 120 Millionen Kubikmetern um fünf Prozent höher als 2017, wofür aber in erster Linie der nicht enden wollende Tropensommer 2018 verantwortlich gemacht wird. Zugleich aber wächst die Bevölkerung um rund 10.000 Menschen pro Jahr.
Bis 2030 rechnet Hamburg Wasser deshalb mit 75.000 mehr Einwohnern und einem Zusatzverbrauch von bis zu vier Millionen Kubikmetern. Diese Versorgung „mit klarem und einwandfreiem Trinkwasser“ müsse sichergestellt werden, sagt Kerstan. Dennoch sollten die HamburgerInnen mit dem kostbaren Gut „natürlich sorgsam und sparsam umgehen“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!