Neues Tempodrom: Lang geplant
Zelt auf Reisen
Wenn im Mai 2000 der Grundstein für das neue Kulturzelt am Anhalter Bahnhof gelegt wird, blickt Irene Moessinger auf 20 Jahre Tempodrom zurück. Die wechselvolle Geschichte begann am 1. Mai 1980 am Potsdamer Platz. Moessinger hatte sich von einer Erbschaft ein Zirkuszelt gekauft. Artisten balancierten unter der Zirkuskuppel, Musik lag in der Luft, und die Berliner stömten zum Potsdamer Platz. Ein Jahr später war das Projekt pleite, die Tempodrom-Chefin aber nicht am Ende. Mit Benefiz-Veranstaltungen konnte sie das Tempodrom retten und baute den Kulturzirkus aus zu einer Stätte für Rockkonzerte, Kongresse, Theaterabende und Sportveranstaltungen. 1984 zog Moessinger samt Zelt und Zirkuswagen in den Tiergarten. 200.000 Besucher pro Saison hörten den Bands auf dem Festival „Heimatklänge“ zu oder rockten zum „Tanz bis in die Puppen“. Doch die Chefin mit den roten Haaren wollte mehr. Mitte der Neunzigerjahre plante Moessinger, einen festen Zeltbau am Anhalter Bahnhof zu errichten. Mit einem avantgardistischen Entwurf der Architektin Jutta Kalepki für ein Öko-Zelt mit Solardach überzeugte Moessinger den Bezirk Kreuzberg. Wenig später, 1997, trumpfte die Tempodrom-Chefin mit einem neuen Konzept auf. Frei Otto, der Architekt des Münchener Olympia-Zeltdaches, legte einen Entwurf für eine 3.500-Zuschauer-Arena vor, die von einer Zeltlandschaft überdacht wurde und rund 26 Millionen Mark kosten sollte. 1998 war auch dieser Plan obsolet. Statt Kalepki und Otto erhielt das Hamburger Büro Gerkan, Mark und Partner nach einem zwielichten Wettbewerbsverfahren den Zuschlag. Nach ihren Plänen wird der Bau nun entstehen, Bauherr ist die Stiftung Neues Tempodrom. Bis 2001/2002 brummt es auf alte Weise im Ausweichquartier am Ostbahnhof. rola
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