Neues Stadtquartier in Berlin: Molkenmarkt ohne Private
Mit der Degewo und WBM bauen ausschließlich landeseigene Wohnungsunternehmen die geplanten 450 Wohnungen. Offen ist, wie teuer die Vorgaben werden.
Dass mit dem Wohnungsbau nun ausschließlich landeseigene Wohnungsbaugesellschaften zum Zug kommen, ist gleichzeitig eine Niederlage für Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt. Diese hatte sich bis zuletzt dafür stark gemacht, dass auch private Investoren wie zum Beispiel exklusive Genossenschaften bauen können. Im Umfeld Kahlfeldts gab es immer wieder Forderungen nach einer „Renaissance der Berliner Mitte durch die Reichen & Schönen“.
Ganz vom Tisch ist das freilich nicht. Denn bislang ungeklärt ist, wie am Molkenmarkt gebaut wird. Das soll ein sogenanntes Gestaltungshandbuch regeln, das für die anstehenden Architekturwettbewerbe verpflichtend sein wird.
Bereits im Februar hatte Kahlfeldt die Erarbeitung eines solchen Handbuchs ausgeschrieben. Wert wurde in der Ausschreibung auf Themen wie „Fassadengliederung“, „Fassadengestaltung“ oder „Dachnutzung und Dachform“ gelegt. Von „bezahlbarem Wohnraum“ war dagegen keine Rede.
Wie teuer wird die Gestaltung?
Nun wurde bekannt, dass das Handbuch vom Büro Mäckler Architekten aus Frankfurt am Main erstellt werden soll. Für Matthias Grünzig von der Initiative Offene Mitte Berlin ist das keine gute Nachricht. „Mäckler war wesentlich beteiligt am Bau der Neuen Altstadt in Frankfurt“, sagt Grünzig der taz. Auch da habe er gestalterische Vorgaben umgesetzt. „Das war aber ein finanzielles Desaster“, so Grünzig. „Obwohl die Wohnungen teuer verkauft wurden, ist die Stadt mit einem dicken Minus daraus hervorgegangen.“
WBM und Degewo stehen damit vor einer großen Herausforderung. Sie sollen anspruchsvoll bauen und gleichzeitig günstig. Denn die Hälfte der 450 Wohnungen soll „im mietpreisgedämpften Segment“ angeboten werden.
Das steht zwar nicht in der Ausschreibung zum Gestaltungshandbuch, wohl aber im Rahmenplan zum Molkenmarkt, den der Senat im September 2023 beschlossen hat. Und Degewo-Chef Christoph Beck sagt: „Wir freuen uns, ein lebendiges Quartier mit bezahlbarem Wohnraum bereichern zu können.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste