Neues Konzept für Berliner Bildungshaus: Geldregen für die Urania
Aus dem altehrwürdigen Haus soll ein „Dialogforum mit bundesweiter Strahlkraft“ werden. Dafür darf es auf 100 Millionen Euro Förderung hoffen.
Seitdem regiert in der Bildungseinrichtung – Motto: „Das Forum für Neugierige“ – wieder Optimismus. „Jetzt arbeiten wir daran, dass das Land Berlin seinen gleich großen Finanzierungsanteil bewilligt“, sagte Weigand der taz. Noch einmal 43 Millionen Euro, die in ein großes Neubauvorhaben fließen sollen, mit dem die Urania ihre Veranstaltungsfläche von 6.000 auf 12.000 Quadratmeter verdoppeln will.
Gebraucht wird vor allem mehr Fläche für Publikumssausstellungen. „Aber ich will die Urania nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich erweitern“, betonte Weigand, der das Haus seit drei Jahren führt. „Größer denken“ lautet seine Devise.
Bei den Bundestags-Haushältern hatte das verfangen, als sie in der legendären „Bereinigungssitzung“ über die noch nicht verteilten Millionen des Etats 2021 befanden. Und in das Ressort von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) passte die Idee eines „Nationalen Bürgerforums für Demokratie und Vielfalt, Wissenschaft und Umwelt“ mit besonderem Schwerpunkt auf neuen Ansätzen der „Demokratiebildung“.
Geschickt hatte Weigand in sein Konzept den Verweise auf das fehlende „Bürgerforum“ des Bundes platziert, das als Regierungsneubau eingentlich zwischen Kanzleramt und Bundestag errichtet werden sollte. Nun bot sich die Chance für eine kleine Wiedergutmachung.
Während der Veranstaltungsbetrieb, der 2020 von sonst rund 1.000 Events im Jahr auf ein Drittel eingebrochen war, aktuell auf wenige Online-Vorlesungen reduziert ist, kümmert sich Weigand um parlamentarische Unterstützung für sein Großinvestment. Nachdem Kultursenator Klaus Lederer (Linke) seinen Fördervorschlag in den Senat eingebracht hat, muss das Abgeordnetenhaus dafür die finale Zustimmung geben.
Unterstützung aus der Koalition
Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht, wie die taz aus der Koalition erfahren hat. Die SPD-Abgeordnete Franziska Becker bewertet das Angebot des Bundes als „eine sehr gute Nachricht für Berlin und die Urania, die seit Jahrzehnten keine öffentliche Förderung bekommen hat“. Sie erinnert sich an die 1980er Jahre in Westberlin, als sie im Deutschunterricht Filmvorführungen in der Urania besuchte.
Seitdem haben nach ihrer Einschätzung „weder infrastrukturell noch konzeptionell nennenswerte Erneuerungen stattgefunden“. Es sei daher, so Becker, „höchste Zeit, die Urania mit einem innovativen Konzept, das sich für verschiedene Zielgruppen öffnen will, endlich ins aktuelle Jahrtausend zu führen“.
Auch in der Grünenfraktion wird „die Weiterentwicklung und Modernisierung der Urania als Bildungs- und Wissenschaftsinstitution zu einem Dialogforum mit bundesweiter Strahlkraft“ begrüßt, erklärt der Abgeordnete Sebastian Walter. Anzuerkennen sei vor allem, dass sich die Urania „explizit für die Vielfalt der Gesellschaft öffnen und Stimmen von unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen stärken möchte“.
Als Parlamentsmitglied aus Schöneberger Abgeordneter ist es Walter besonders wichtig, dass sich die Urania „stärker als bisher als selbstverständlicher Teil des diversen, von Migration und queerer Community geprägten Schöneberger Nordens versteht, die Zusammenarbeit mit den bezirklichen Akteur*innen sucht und niedrigschwellige Angebote für den Kiez entwickelt“. Hier gebe es es bereits vielversprechende Ansätze, die weitere Unterstüzung verdienten.
Wenn Weigand auch die Landesfinanzierung in trockenen Tüchern hat, soll ein Architekten-Wettbewerb für die Bebauung des derzeitigen Parkplatzes hinter der Urania beginnen. Als Eröffnungsdatum wird 2026 angepeilt.
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