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Neues KI-Training von MetaEin Tool, sie zu knechten

Marie Gogoll
Kommentar von Marie Gogoll

Meta darf die Daten von Millionen Nut­ze­r*in­nen zum Training von KI-Modellen verwenden. Der Profit bleibt beim Unternehmen. Doch man kann widersprechen.

Daten sind das, womit Meta Geld verdient Foto: Christoph Hardt/imago

I n einer idealen Welt würde Metas künstliche Intelligenz unseren Alltag verschönern. Vielleicht würde sie uns Push-Nachrichten schicken wie: „Du wolltest doch unbedingt mal wieder zum Kickboxen. Morgen gibts ein kostenloses Training bei dir um die Ecke. Wie wär’s?“ oder „Hey, du bist jetzt schon viel zu lange bei Insta, das blaue Licht tut deinen Augen nicht gut. Leg mich doch mal für eine Weile zur Seite und mach einen Spaziergang.“ Ja, das wäre super. In der echten Welt, krumm wie sie ist, aber natürlich völlig abwegig. Denn von solchen Ratschlägen hätte Meta ja nichts.

Das Unternehmen will schließlich Geld verdienen. Das gelingt mit möglichst viel Aktivität auf den Plattformen, denn so sind sie für Werbende attraktiv. Daten sind deshalb das, womit Meta Geld macht. Dass das so ist, ist den meisten Nut­ze­r*in­nen von Whatsapp, Facebook und Instagram mittlerweile bekannt. Nur irgendwie stört das niemanden mehr. Es hat sich eine stille Akzeptanz gegenüber diesem Umgang mit unseren Daten breit gemacht.

Das ist bitter, denn so geben Nut­ze­r*in­nen weiterhin einer Maschine Futter, deren Ziel es ist, mit dem Sammeln persönlicher Informationen Geld zu verdienen. Das Leben der Use­r*in­nen konstruktiv zu bereichern, ist nicht das Ziel. Dazu kommt, dass eigentlich niemand weiß, was Meta mit den Daten macht. Auch bei dem neuen KI-Training ist das so.

Nach dem heutigen Urteil des Oberlandesgerichts Kölns ist nur klar: Meta darf nun auch in Deutschland vorerst gerichtsfest Nutzerbeiträge aus Facebook und Instagram für das Training seiner KI-Software Meta AI verwenden. Ab Dienstag wird der Konzern damit beginnen, Daten aus allen öffentlichen Beiträgen ihrer Dienste zu nutzen, um KI-Modelle zu trainieren. Also aus allen Posts, Profilbildern und Storys von Nutzer*innen, die über 18 Jahre alt sind. Details über das Vorgehen bei diesem Training sind nicht bekannt.

In diesem Urteil zeigt sich wieder das riesige Ungleichgewicht zwischen dem Konzern und seinen User*innen: Diese reichern Metas Datenschatz mit jeder Aktivität weiter an und tragen so zum Profit des Unternehmens bei. Gleichzeitig erhalten sie fast keinen Einblick in die Verwendung ihrer Daten. Dabei hat die Arbeitsweise von Meta einen unglaublichen Einfluss auf die Lebensrealität der Nutzer*innen. Denn Meta schafft Öffentlichkeit, einen Ort des Austauschs, eine Schulter zum Ausheulen – nach Regeln, die, zumindest in großen Teilen, noch immer im Verborgenen liegen.

Uns Use­r*in­nen sollte das nicht egal sein. Die Rechte, die wir gegenüber Meta haben, sollten wir wahrnehmen. Noch bis einschließlich Montag ist es möglich, der Verwendung der Daten aus den eigenen Beiträgen für das KI-Training zu widersprechen. Es ist ganz einfach.

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Marie Gogoll
Volontärin
Aufgewachsen in Duisburg, Psychologiestudium in Bremen, danach Journalismus in Dortmund und Sevilla. Schreibt seit 2020 für taz Nord & Sport, jetzt Volontärin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien.
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1 Kommentar

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  • Der Mensch braucht weder Fratzenbuch, noch Instagram noch WhatsApp. (Irgendwas vergessen?) Es wäre ein leichtes Zuckerberg'sche Produkte zur Bedeutungslosigkeit zu verdammen. Aber die persönliche Bequemlichkeit oder marxistischen Mitteilungswahn bezahlt man mit seinen Daten. There ain't no free lunch.