Neues Fischsterben in Polen: Wieder tote Fische in Oder-Gewässer
Am Samstag wurden aus dem Gleiwitzer Kanal in Polen über 450 Kilo Fischkadaver geborgen. Die Regierung plant eine „Beton-Therapie“.
Schon im März hatten Greenpeace und andere Umweltorganisationen davor gewarnt, dass sich die Umweltkatastrophe vom August 2022 wiederholen könnte. Damals kam es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben. Rund 360 Tonnen verendete Fische mussten aus dem Fluss gezogen werden: Große Hitze, dadurch bedingtes Niedrigwasser und zahlreiche Einleitungen salzhaltiger Abwässer auf polnischer Seite hatten einer massenhaften Vermehrung der Goldalge Vorschub geleistet. Sie kommt in stehenden Gewässern vor und ist für Süßwasserfische hochgiftig.
Erst vor Kurzem hatten sich die beiden Umweltministerinnen Anna Moskwa aus Polen und Steffi Lemke aus Deutschland getroffen, um sich über die jeweiligen Vorsorgemaßnahmen auszutauschen. Dabei wurde klar, dass Polen zwar einiges tut, um das Wachstum der Goldalge einzudämmen, das Hauptproblem aber nicht angeht: Zahlreiche Bergwerke, Stahlpressen, Papierfabriken entlang der Oder und ihrer Zuflüsse leiten nach wie vor salzhaltige Abwässer in das Flussgewässer ein.
Zu viel Salz in der Oder
Obwohl die polnische Umweltschutz-Inspektion allein im Katastrophenjahr 2022 fast 3.700 Bußgeldbescheide in Höhe von umgerechnet 14 Millionen Euro ausgesprochen hatte, änderte dies kaum etwas an der Versalzung der Oder.
Zwar wollen die Nationalpopulisten in der Regierung von der Recht und Gerechtigkeit (PiS) auch die Parlamentswahlen im Oktober gewinnen, doch mit Sauerstoffanreicherung des Flusswassers wird Polen das Problem nicht in den Griff bekommen. Das Gesetz zur „Revitalisierung der Oder“, das zur Zeit im Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus, beraten wird, will der Oder sogar eine „Beton-Therapie“ verordnen. Für Greenpeace und andere Umweltverbände wäre das der endgültige Tod der Oder als Fluss. Sie wäre künftig nur noch ein Abwasserkanal.
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