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Neues Album von Tunes of NegationEntspannt in die Apokalypse

Der Berliner Produzent Shackleton und sein Bandprojekt Tunes of Negation legen mit „Like the Stars Forever and Ever“ eine insistierende Platte vor.

Tunes of Negation: Takumi Motokawa, Raphael Meinhart und Shackleton (v. l. n. r.) Foto: Chedikki

T rotz der allmählich erfolgreich vollzogenen Abwahl Donald Trumps als US-Präsident bleibt die vorwiegende Stimmung dieses Jahr apokalyptisch. Man sollte diesem Mann halt nicht unnötig viel Bedeutung einräumen. Ungleich wichtiger ist derzeit und auch sonst hingegen der bekennende Apokalyptiker Sam Shackleton alias Shackleton. Genauer sein Projekt Tunes of Negation, das nach dem Debütalbum „Reach the Endless Sea“ aus dem vergangenen Jahr jetzt eine neue Platte vorlegt.

Der Titel „Like the Stars Forever and Ever“ klingt dabei zunächst einmal gar nicht sonderlich endzeitlich, sondern eher nach längerfristigen Aussichten auf neue Erlebnisse. Auch die Klänge, die der in Berlin lebende Shackleton mit seinen Kollegen Takumi Motokawa an den Keyboards und dem Vibraphonisten Raphael Meinhart zelebriert, weisen nicht direkt auf den jüngsten Tag hin. Für ausgelassene Feierstimmung eignet sich die Musik andererseits ebenfalls schlecht.

Shackleton, dessen Kombination von bassbetonter Elektronik und Perkussion aller Art auf frühen Platten noch als Dubstep durchging, hat sich inzwischen so freigeschwommen, dass er seinen ganz eigenen Kosmos beschallt. Perkussives bildet weiter eine Säule seiner Musik. Statt ausschließlich auf Samples zurückzugreifen, verlässt sich Shackleton hier lieber auf die instrumentalen Fähigkeiten Meinhardts. Zusammen mit den repetitiven Akkorden von Motokawa, gern mal von einem Harmonium stammend, ergibt das eine fließende kosmisch-tribalistische Ritualmusik, in der die Welt im Großen und Ganzen geordnet zu sein scheint.

Die Titel versprechen ihrerseits teils frohe Botschaften wie „Your Message Is Peace“ oder „You Touched Us With Light“. Weniger optimistisch hingegen die paradox benannte Nummer „Water to Ashes“. Wobei sich die Titel nicht eins zu eins in eine musikalische Programmatik übersetzen. Die zwischen acht und 15 Minuten dauernden Stücke durchlaufen vielmehr wechselnde Stimmungen, so wie Landschaften, die sich nach und nach ändern, mal harmonisch, mal eher dissonant.

Der Großteil von „Like the Stars Forever and Ever“ ist instrumental, allein in „Naked Shall I Return“ singt als Gast, wie schon auf dem Debütalbum, die US-amerikanische Pedal-Steel-Guitar-Bardin Heather Leigh eine stoisch insistierende Klage. Jetzt kann das Ende des Jahres kommen.

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