Neues Album von Stormzy: Risiken des Ruhms

„Heavy is the Head“ heißt das neue Werk von Britrapstar Stormzy. Darauf verhandelt der König des Grime die Folgen seiner Prominenz.

Porträtfoto von Grime-Star Stormzy

Nicht mehr als Zacken in der Krone: Stormzy Foto: Warner

„Heavy is the Head“ ist eine klassische Ich-Erzählung. Darin geht es um den Alltag von Stormzy, der rappenden Persona des 26-jährigen Michael Omari: Geboren in eine Familie in einem ärmeren Viertel von Südlondon, von der Schule geflogen, aber mittlerweile auf dem Cover des Time magazine. So regiert der König die britische Rap-Szene.

Gekrönt wurde Stormzy im Sommer, auf einem Bauernhof im Westen Englands, vor 200.000 Zuschauern. Auf der Hauptbühne des Glastonbury-Festivals rappte er „Fuck the Government, fuck Boris“, ließ einen Gospelchor auftreten und zollte minutenlang Respekt an die MCs, die den Weg für seinen Aufstieg zum erfolgreichen Rapper bereitet haben.

Während des Auftritts trug er eine kugelsichere Weste mit Union-Jack-Flagge, designt von Streetart-Künstler Banksy. „When Banksy put the vest on me, I felt like God was testing me“ – Gotteswerk sei der Auftritt gewesen, rappt der bekennende Christ auf „Heavy is the Head“, seinem zweiten Album. Denn die Krone sitzt schwer auf seinem Kopf. „Heavy is the Head“ behandelt aber auch die Schattenseiten des Ruhms.

Vom Schulabbrecher zum Stiftungspräsidenten

Als Schulabbrecher Stormzy Stipendien gestiftet hat, um zwei schwarzen Jugendlichen ein Studium in Cambridge zu ermöglichen, wurde ihm „antiweißer“ Rassismus vorgeworfen. Darüber rappt er hier. Er wurde zum politischen Posterboy, nachdem er die damalige Premierministerin Theresa May bei den Brit-Awards gefragt hat, warum die Angehörigen der Opfer der Feuersbrunst im Westlondoner Hochhaus Grenfell Tower noch nicht entschädigt wurden.

Stormzy: "Heavy is the Head" (Warner)

Auch über diese Ungerechtigkeit rappt er hier. Und da ist da noch die Trennung von seiner langjährigen Freundin, der Moderatorin Maya Jama, die in aller Öffentlichkeit stattgefunden hat. Auch darüber rappt er hier – und entschuldigt sich: „I poured it down the drain“ – ihre Liebe habe er in den Abfluss gespült.

All diese Episoden stützen Stormzys Herrschaft im Boulevard, genau wie in den Leitmedien. Aber die Krone sichert sich ein MC nur, wenn er auf dem Terrain erfolgreich ist, auf dem sich auch sein Volk bewegt: dem Grime-Battle. Stormzy duelliert sich dafür mit Aitch, einem MC aus Manchester. Wortwitze, Slangausdrücke und Referenzen auf Konkurrenten machen ihr Duell zu den besten zweieinhalb Minuten eines Albums, das ansonsten einige Längen hat.

Fehlende Konzentration

„Heavy is the Head“ leidet unter dem Problem jeder Monarchie: Dem König lässt man zu viel Stuss durchgehen. Stormzys Debütalbum „Gang Signs & Prayer“ war eine perfekt orchestrierte Mischung aus Grime, Gospel und R&B. „Heavy is the head“ fehlt nun aber die Konzentration. Stormzys Reime sind oft ziellos, die R&B-Anleihen ächzen vor Pathos.

Und wer wie Stormzy gemeinsam mit Ed Sheeran und Afrobeats-Star Burna Boy einen Song komponiert, erzeugt damit zwar eingängiges, aber vernachlässigbares Radiopopfutter. Das bricht zwar einen Zacken aus Stormzys Krone, aber machen wir uns nicht vor: Stürzen wird den charismatischen Alleinherrscher so schnell niemand. Schon allein, weil er so charmant wirkt.

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