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Neues Album und Tour von JunipAkustik des Aufbruchs

Die Band um den begnadeten Songwriter José González geht mit dem zweiten Album auf Tour. Ihrem magischen Sound sind sie treu geblieben.

Erlösend schöne Musik: Junip Bild: Klara Andreasson

Ein schiefer Anschlag der Gitarrensaiten, kurze Stille und dann arrangieren sich Keyboard, Percussion und Gitarre zu einem organischen Zusammenspiel. Kurze Zeit später der Einstieg der weichen, leicht zittrigen Gesangsstimme von José González. Spätestens jetzt ist man im magischen Klangkosmos der schwedischen Band Junip gefangen.

Der Opener ist gleichzeitig die erste Single-Auskopplung des „Junip“ benannten zweiten Albums und trägt den Titel „Line of Fire“. Geprägt von Naturmetaphern handelt der Song von Veränderungen im Leben, einem Perspektivwechsel und dem Verlassen der Comfort Zone. Und das auf eine so empowernde Art, dass der Mut zum Aufbruch von selbst kommt.

Nicht nur als Solokünstler beweist José González, Sohn argentinischer Einwanderer, sein Talent im Songwriting. Trotz melancholischer Texte hat seine Musik eine aufbauende Wirkung. Sie ist wie eine feste Umarmung am Ende eines energieraubenden Tages. Kraft und Mut, aber auch eine Prise Fantasie werden durch die Songs vermittelt. Inspiriert von Größen wie Joy Division, Eliott Smith und Cat Power meistert González nicht nur eigene Songs, sondern er überzeugt auch mit Coverversionen – das wohl populärste Beispiel ist „Heartbeats“ von The Knife.

Zusammen mit dem äthiopischen Drummer Elias Araya und dem schwedischen Keyboarder Tobias Winterkorn gründete er im Jahre 1998 in seiner Heimatstadt Göteborg die Band Junip. Mit dem Debütalbum „Fields“ ließ man sich ganze zwölf Jahre Zeit, was mit Golzález’ Solokarriere zusammenhängt.

Lohnenswerte Einzelprojekte

Es war lohnenswert, dass sich die Musiker Einzel-Projekten gewidmet haben, denn im Klang unterscheiden sie sich deutlich. Während Golzález mit seiner Gitarre als Solo-Act eher dem Indie-Folk zuzuordnen ist, wirkt die Band experimenteller und lässt sich keinen Stempel eines distinkten Genres aufgedrücken.

Schon auf dem Debüt „Fields“ wussten Junip psychedelische Elemente mit Folkästhetik, Shoegaze und einem Hauch von akustischem Krautrock zu einem Alleinstellungsmerkmal zu kombinieren. Dabei klingen sie in erster Linie verträumt. Diesen Sound haben sie glücklicherweise beibehalten.

Textlich variiert es zwischen philosophischen Evergreens wie Liebe, Tod und der Natur des Menschen sowie unbeschwerten, oberflächlichen Zeilen wie im Song „Walking Lightly“ zu hören ist. Das Schlüsselthema des Albums ist die Erlösung. Laut González geht um „diese lebensverändernden Momente, die den Menschen aufwühlen und all diese Themen miteinander vereinen. Es handelt letztendlich davon, wie das Gras nach dem Schmelzen des Schnees wieder wächst: das Gefühl der Hoffnung zwischen den Zeilen, darum geht es in der Gesamtheit des Albums.“

Die zweite Single, „Your Life Your Call“, geht mit seinem beständigen Beat und dem rhythmischen Refrain gut ins Ohr – und bleibt dort. „Pull yourself together / Draw a line / Pull yourself together / Can’t stand to see you cry // It’s your life / It’s your Call / Stand up or enjoy your fall“ sind wahre Worte und Trennungsbewältigungstipps à la González. Auch hier findet sich das Motiv des Loslassens, das schon den Opener dominierte.

Kurz Dunkelheit

Was das Coverartwork betrifft, hält die Band sich schlicht. Auf dem Debüt war es noch hell, psychedelisch und bunt, nun wirkt wegen des schwarzen Hintergrunds dunkel. Auf diese Dunkelheit trifft man jedoch nur im kurzen Track „Villain“, der in seiner Länge und aufgrund der verzerrten, rauen Gitarre heraussticht. Für Junip ist es allerdings ein wichtiger Song, denn er brachte den Knoten im Studio zum Platzen und ermutigte zum Experimentieren.

Das schöne am Album ist, dass man selbst in der Hand hat, wie viel Raum man ihm gibt. Entweder man konzentriert sich auf die zehn Lieder, lässt sie wirken, denkt über sie nach und versinkt in den Sphären des psychedelischen Klangs, oder man lässt sie im Hintergrund vor sich hinplätschern. Beides ist möglich und beides kann genussvoll sein.

Junip: „Junip“ (City Slang/Universal; Tour: 1.5. Wien, „Szene“; 2.5. Zürich, Plaza; 3.5. Heidelberg, „Karlstorbahnhof“; 4.5. München, „Kammerspiele“; 5.5. Berlin, „Astra Kulturhaus“; 6.5. Hamburg, „Uebel & Gefährlich“; 10.5. Köln, „Stollwerck“

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