Neuer Polizeipräsident: Henkels Buddy
Der neue Polizeipräsident heißt Klaus Kandt. Grüne, Linke und SPD bedauerten, dass sich Innensenator Henkel gegen die derzeitige Vizechefin Koppers entschieden hat.
Die Entscheidung ist gefallen: An die Spitze der Hauptstadtpolizei rückt wieder ein Mann. Klaus Kandt, derzeit Präsident der Bundespolizeidirektion Berlin, soll neuer Polizeipräsident werden. Das erfuhr die taz am Freitag aus gut unterrichteten Kreisen. Am Dienstag wird Innensenator Frank Henkel (CDU) seinen Kandidaten dem Senat vorschlagen. Mit der Entscheidung für den 52-jährigen Kandt geht ein anderthalbjähriges Tauziehen um den Chefposten bei der Polizei zu Ende. Offiziell bestätigt ist die Ernennung bislang nicht.
Die derzeitige Vizepräsidentin Margarete Koppers hatte die Behörde seit der Pensionierung des früheren Polizeipräsidenten Dieter Glietsch kommissarisch geleitet und sich gleichfalls um den Posten beworben. Viele Menschen in der Stadt hätten die offen und kommunikativ auftretende parteilose Juristin gern als Polizeipräsidentin gesehen. Grüne, Linkspartei und sogar die mitregierende SPD bedauerten am Sonntag, dass Koppers nun wieder in die zweite Reihe zurücktritt.
Anfangs 19 Bewerber
Das Votum des Innensenators für Kandt, der im Besitz eines CDU-Parteibuchs ist, ist indes keine Überraschung. Seit einem Vieraugengespräch, das beide Ende 2011 führten, gilt Kandt als Henkels Mann – getreu der Maxime: „Auf so einen Posten bewirbt man sich nicht, man wird angesprochen.“ Nachdem das vom früheren Innensenator Ehrhart Körting (SPD) Anfang 2011 initiierte Auswahlverfahren an Formfehlern gescheitert war, hatte Henkel den Posten im Mai 2012 neu ausgeschrieben. Von anfangs 19 Bewerbern wurden fünf zu Auswahlgesprächen eingeladen, darunter auch Koppers.
Dass alles abgekartet war, dürfte Henkel auch bestreiten – Kandt habe unter den Bewerbern die beste Qualifikation und Polizeierfahrung gehabt, wird es heißen, wenn der Senator der Öffentlichkeit in den kommenden Tagen seine Nummer eins präsentiert.
Wer ist nun dieser Mann, der statt wie bisher 4.600 Bundespolizisten nun die größte deutsche Polizeibehörde mit 22.000 Mitarbeitern leiten soll? Kandt ist gebürtiger Westfale, Mitglied beim CDU-Kreisverband Steglitz-Zehlendorf und hat von der Pieke auf Polizist gelernt. Angefangen hat er bei der Elitetruppe GSG 9, in den 80er Jahren war er Teamführer beim Berliner Spezialeinsatzkommando SEK. „Für die Eliteeinheiten ausgewählt worden zu sein, daraus speist sich ein guter Teil seines Selbstbewusstseins“, wird Kandt in Sicherheitskreisen beschrieben.
2005 wurde Kandt Polizeipräsident von Frankfurt (Oder). Später machte ihn der CDU-Innenminister Jörg Schönbohm zum Polizeipräsidenten von Potsdam. Kandt sei ein Wertkonservativer und Verfechter des Beamtenstatus, aber kein Hardliner, sagen Leute, die ihn kennen. Er sei ein solider Polizeiführer und außerdem gänzlich uneitel. Auch über soziale Kompetenz scheint er zu verfügen: „Er hat ein Händchen für seine Mitarbeiter“, sagt Andreas Schuster, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Brandenburg.
Die lange Suche
Die Stelle des Polizeipräsidenten ist seit dem 1. Juni 2011 vakant. Wegen Formfehlern beim Auswahlverfahren hatte der frühere Innensenator Ehrhart Körting (SPD) den Posten nicht mit seinem Wunschkandidaten Udo Hansen (SPD) besetzen können. Körtings Nachfolger Frank Henkel (CDU) schrieb die Stelle im Mai 2012 neu aus. Fünf Bewerber wurden zu Auswahlgesprächen geladen, darunter Vizechefin Margarete Koppers, die Berliner Direktionsleiter Michael Knape und Klaus Keese sowie Klaus Kandt, Bundespolizei Berlin.
Frank Henkel schlägt seinen Wunschkandidaten am Dienstag dem Berliner Senat vor. Wenn die abgelehnten Bewerber die Ernennung nicht mit Hilfe von Rechtsmitteln stoppen, kann Klaus Kandt 14 Tage später inthronisiert
werden. (plu)
Positiv vermerkt wird zudem, dass Kandt nicht auf Positionen beharre, sondern sich auch überzeugen lasse. Dennoch sei er „keiner, der katzbuckelnd durch die Flure der Innenverwaltung schleicht“, ist sich ein früherer Kollege sicher. Der Berliner Polizei, die im Bundesgebiet wegen „hemdsärmeliger Schnoddrigkeit“ verschrien sei, werde Kandt gut tun: „Er wirkt distinguiert.“
Wenig Kritisches ist über den Neuen zu hören – Kandt sei ein „Angsthase“, ist schon das Extremste. „Er ist ein Zauderer“, verbessern andere, „er überlegt manchmal zu viel.“ Ein Gestalter, ein Machertyp sei er nicht.
„An seinen Taten wird man ihn messen“, sagte am gestrigen Sonntag Christopher Lauer von den Piraten. Er wünschte wie Grüne und SPD gutes Gelingen – obwohl, so SPD-Innenexperte Tom Schreiber, die SPD Koppers favorisiert hätte. Er hoffe, dass Kandt und Koppers als Vize künftig ein gutes Team bildeten, so Schreiber. Udo Wolf von der Linkspartei kündigte an, prüfen zu wollen, ob nicht das Landesgleichstellungsgesetz hätte angewendet werden müssen: „Bei gleicher Eignung muss die Frau eingestellt werden.“
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