piwik no script img
taz logo

Neuer Co-Chef der Südwest-GrünenDritte Generation an der Spitze

Oliver Hildenbrand ist 25 Jahre jung. Zu Kretschmann habe er ein gutes Verhältnis, sagt der zum linken Flügel zählende Psychologiestudent.

Hat in Zukunft bei den Grünen ein Wörtchen mitzureden: Ba-Wü Landesvorstizender Oliver Hildenbrand Bild: dpa

Vierzig Jahre trennen Winfried Kretschmann und Oliver Hildenbrand. Der eine ist Realo und Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der andere zählt zum linken Flügel und ist seit Samstag neuer Landesvorsitzender der Grünen. Ziemliche Gegensätze also? Er kenne Kretschmann schon lange und habe ein gutes Verhältnis zu ihm, meint Hildenbrand: „Da kann man sehen, dass die Grünen kein Eingenerationenprojekt sind.“

Mit dem 25-jährigen Psychologiestudenten rückt jetzt also die dritte Generation in die Führung der Südwest-Grünen auf. Zusammen mit der 44-jährigen Thekla Walker bildet Hildenbrand die neue Doppelspitze.

Er selbst bezeichnet sich als alten Hasen, der die Partei kenne. Mit 16 eingetreten, mit 19 Jahren Sprecher der Grünen Jugend, mit 23 Mitglied des Landesvorstands. Ein recht rasanter Aufstieg. „Ich habe nie eine politische Karriere geplant“, sagt Hildenbrand. Es habe sich einfach so ergeben, dass er an jeder Station große Freude verspürt habe, diese Arbeit zu machen.

Die Grünen, die mit der SPD seit 2011 die Regierung stellen, müssen einiges tun, um wieder Aufwind zu bekommen. In Umfragen hat das Bündnis derzeit keine Mehrheit. Bei den Gemeinschaftsschulen holpert es, die geplante Streichung von 11.600 Lehrerstellen kommt bei der Basis nicht gut an, und die grüne Wissenschaftsministerin plante verdeckte Studiengebühren.

Von der frischen Brise, die bei den Grünen wehen könnte, verbreitet Hildenbrand schon mal einen Hauch. Ihm sei wichtig, dass die Partei eine eigenständige Rolle spiele. „Ich schrecke nicht davor zurück, Kritik zu üben“, sagt Hildenbrand. Über den Parteitagsbeschluss gegen verdeckte Studiengebühren freue er sich. Zu weit vor wagt er sich allerdings nicht. An der Streichung der Lehrerstellen sei bei sinkenden Schülerzahlen nicht zu rütteln. „Wir müssen das aber gut kommunizieren.“

In der Masterarbeit hat sich Hildenbrand mit Verdrängungsprozessen beschäftigt. Das letzte Buch, das er gelesen hat, war dann auch von Freud. Ansonsten sei er ein großer Hesse-Fan. „Da bin ich ziemlich altmodisch.“ Das wiederum passt zu Kretschmann und Baden-Württembergs Grünen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • N
    Nils

    So so, Grüne finden es also sinnvoll, angesichts sinkender Schülerzahlen 11.800 (elftausendachthundert!) Lehrerstellen zu streichen... wie war das noch mit "mehr in Bildung investieren" und "demographische Entwicklung zur Verbesserung der Bildungsqualität nutzen" usw.??? Kleinere Klassen, dadurch bessere Betreuung der einzelnen Kinder, besseres Lernklima... gibt es auch mit den Grünen nicht. Alles klar, schönen Dank auch.

     

    Wie Grüne (und SPD) tatsächlich Bildungspolitik machen, dürfen Lehrer, Eltern und Schüler ja auch in Niedersachsen gerade miterleben.

  • I
    Izmir Übel

    Wenn den alten Muff von Parteiapparatschiks nochmal durch die Gegend pusten zu lassen eine frische Brise ist, dann gute Nacht. Die Grünen sind immer noch die Bessermenschenpartei mit einem Zwangskatalog. Nur sind sie jetzt noch unsympatischer und spießig bis zum Anschlag. Wer das wählt? Besserverdienende spießige Bessermenschen und Leute die gerne verbieten und zwingen. Könnte in BW Erfolg haben.

  • D
    Desillusionist

    "(...) Er selbst bezeichnet sich als alten Hasen, der die Partei kenne. Mit 16 eingetreten, mit 19 Jahren Sprecher der Grünen Jugend, mit 23 Mitglied des Landesvorstands.(...)" - Klasse! Die klassische Kader-Laufbahn, abgesichert und gepanzert gegen andere Meinungen und die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung, vulgo: das dumme Volk. Und am Horizont leuchten schon Posten, Pöstchen und die üppige Altersversorgung der politischen Klasse Deutschlands, - Verzeichung: Es muß natürlich "Elite" heißen.

  • U
    Ursula

    Jemand, der noch nie in seinem Leben in einem Beruf sein Geld verdient hat, passt prima in die Führung der Grünen. Vielleicht schließt er doch noch sein Studium ab und eifert nicht den Studienabbrechern Roth und Görig-Eckart nach.

  • M
    Malte

    Den Namen kann man sich also merken, ein Berufspolitiker mehr, der Deutschland in den nächsten 40 Jahren begleiten wird, und mit aller Kompetenz, Fach- und Lebenserfahrung wird er sicher auf vielen Posten äusserst erfolgreich sein.