Neuer Chef im Admiralspalast: "Bin für alles offen"
Der Musicalproduzent Maik Klokow ist neuer Betreiber des Hauses an der Friedrichstraße.
taz: Herr Klokow, Sie sind seit gestern der neue Betreiber des Admiralspalasts an der Friedrichstraße. Sitzen Sie schon auf gepackten Koffern?
Maik Klokow: Nein, wenn ich mit jeder neuen Spielstätte umziehen würde, würde meine Frau streiken. Wir haben ja noch Theater in Düsseldorf, Köln, Bochum und Bremen. Die Firmenzentrale bleibt weiterhin Düsseldorf, wo ich mit meiner Familie wohnen bleibe. Ich werde nur recht oft Termine an der Friedrichstraße haben.
Ihre Firma Mehr! Entertainment ist bekannt für große Musical-Produktionen wie "Starlight Express", in Berlin zeigten Sie kürzlich "Cats" in einem Zelt hinter dem Hauptbahnhof. Was haben Sie im Admiralspalast vor?
MAIK KLOKOW, 46, leitet die Düsseldorfer Unternehmensgruppe Mehr! Entertainment, die fünf Musicaltheater betreibt. Zuvor war er Geschäftsführer beim Marktführer Stage Entertainment.
DER ADMIRALSPALAST
Der 1911 eröffnete Vergnügungspalast mit Eisbahn und Revuetheater war in den 20er Jahren eine beliebte Amüsieradresse. In der DDR zog das Operettentheater Metropol ein, nach der Wende stand das denkmalgeschützte Gebäude leer. 1991 kaufte die Musicalfirma Stage das Haus für einen Euro vom Senat - trat aber vom Kaufvertrag zurück, weil die Sanierungskosten zu hoch waren. 2003 kaufte der Kulturmanager Falk Walter das Haus für eine Million Euro und restaurierte es. 2006 feierte man Eröffnung mit Brechts "Dreigroschenoper". Ende 2010 meldete Walters Admiralspalast Produktions GmbH Insolvenz an.
Wir werden natürlich auf dem bestehenden Angebot aufbauen und das lebensbejahende, vielfältige Programm, das Falk Walter aufgebaut hat, weiterführen. Ab nächsten Herbst werden wir voraussichtlich die ersten Programme mit unserer eigenen Handschrift im Admiralspalast zeigen. Der neue Theaterdirektor Frans Dikmans arbeitet schon an Ideen.
Dikmans hat schon einmal Pläne für den Admiralspalast geschmiedet und vor zehn Jahren Sanierungspläne entworfen. Damals hat die Musicalfirma Stage Entertainment das Haus für einen Euro vom Senat gekauft und wieder zurückgegeben, weil die Sanierungskosten zu hoch waren. Sie waren damals Mitarbeiter - war es aus heutiger Sicht ein weiser Schritt, das unternehmerische Risiko anderen zu überlassen?
Wenn ich damals das Sagen gehabt hätte, hätte ich den Admiralspalast nicht abgestoßen. Die Lage an der Friedrichstraße wäre allemal ein besserer Einstieg ins Berliner Geschäft gewesen als das Theater des Westens am Zoo, das Stage dann übernommen hat. Aber ich war nur ein Angestellter. Jetzt freue ich mich, in diesem großartigen Haus etwas bewegen zu können. Als Kind des Ostens macht es mich stolz, im "East End" zwischen Brecht-Bühne, Friedrichstadtpalast und Quatsch Comedy Club gelandet zu sein. Aber wir werden uns aufs Kerngeschäft konzentrieren: Wir haben nur die drei Theater- und Veranstaltungssäle im Haus gemietet, den Rest bewirtschaften andere.
Ihr Kerngeschäft sind große Shows. Die werden in Berlin aber bereits von Stage und vom Friedrichstadtpalast geboten. Wie wollen Sie sich von denen unterscheiden?
Wir werden bei der Bespielung auf eine Mischung aus Eigen- und Fremdproduktionen setzen, wie auch in unseren anderen Spielstätten. Dieses Konzept unterscheidet uns von Stage, die nur Eigenproduktionen machen. Mit dem Friedrichstadtpalast, der sein ganz besonderes Profil hat, könnte ich mir eine Zusammenarbeit etwa im Marketing gut vorstellen. Der Admiralspalast wird aber schon allein durch sein 20er-Jahre-Flair, das wir unverändert lassen wollen, etwas ganz Eigenes sein.
Könnten Sie sich vorstellen, beim Programm mit dem gescheiterten Impresario Falk Walter zusammenzuarbeiten?
Warum nicht? Ich ziehe den Hut vor dem unternehmerischen Mut von Walter, den ich persönlich kenne. Aber programmatisch werde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen wie er. Ich will weder Hochkultur noch Szene ausschließen, ich bin für alles offen. Voraussetzung ist aber, dass die ökonomischen Eckdaten stimmen. Der Admiralspalast soll unser neues Flaggschiff werden mit vielen attraktiven Premieren, aber kein Verlustgeschäft.
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