Neuer Bürgerkrieg in Tschad: Ein Neuanfang ist nötig
Tschads Präsident Déby ist erneut in schwere Kämpfe verwickelt. Sein System muss dringend einem politischen Neuanfang für das Land weichen.
![Soldaten auf einem Pick-up. Soldaten auf einem Pick-up.](https://taz.de/picture/4808173/14/rebellen-tschad-debry-kaempfe-militaer-panzer-1.jpeg)
S chon wieder steht Tschads Präsident Idriss Déby scheinbar mit dem Rücken zur Wand. Gut ausgerüstete tschadische Rebellen, die sicher nicht mal einfach so ihre Positionen an der Seite russischer Berater in Libyen verlassen konnten, sind in einer Blitzoffensive bis kurz vor Tschads Hauptstadt N’Djamena vorgerückt und verwickeln die Armee in schwere Kämpfe.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Déby-Regime die Macht auf dieselbe Weise zu verlieren droht, mit der es sie 1990 einst errang: durch den Vorstoß hochmobiler motorisierter Aufständischer in die Hauptstadt, wo letztendlich Frankreichs Dauermilitärpräsenz über Verbleiben oder Verjagen der Machthaber entscheidet.
Zweimal schon hat Frankreich in der Vergangenheit Déby die Haut gerettet, und es besteht wenig Grund zur Annahme, dass Emmanuel Macron diesmal seinen wichtigsten militärischen Verbündeten in Afrika fallen lässt. Vor allem, wenn die unsichtbare Hand Russlands, Frankreichs neuer Erzrivale in Afrika, dahinterstecken könnte. Aber nach über 30 Jahren Déby-Autokratie braucht Tschad dringend einen polititischen Neuanfang.
Der tschadische Präsident hat es nie geschafft und wohl auch nie ernsthaft versucht, aus Tschad eine funktionierende Demokratie zu machen. Mit Hilfsgeldern und Öleinnahmen hat er aus Tschad eine Regionalmacht geschaffen, die hier als Stabilisator und dort destabilisierend auftritt, aber die Bevölkerung vegetiert im Elend und ein nachhaltiges Herrschaftsmodell, dem andere nacheifern wollen, hat er nicht aufzubauen vermocht. Das Déby-System ist unfit für das Afrika des 21. Jahrhunderts.
Einen politischen Neuanfang in Tschad unterstützen – das ist so ungefähr das Letzte, wofür Europa in Afrika gerade Zeit hat. Aber es nicht zu tun, wäre dennoch fatal. Tschad braucht einen politischen Dialog, der eine Neuordnung möglich macht. Denn wenn der wichtigste Verbündete Europas in der Sahelzone im Kampf gegen islamistischen Terror weiter so alt aussieht wie jetzt, ist dieser Kampf langfristig zum Scheitern verurteilt.
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