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Neue Waffenruhe in LuganskTausend Tote seit Feuerpause

Am Freitag soll eine neue Waffenruhe in der Region Lugansk in Kraft treten. Zwar gibt es schon eine seit September, diese wird jedoch fast täglich durchbrochen.

Ukrainische Soldaten Ende Oktober in der Nähe von Lugansk. Bild: dpa

KIEW/BRÜSSEL afp | Die ukrainische Regierung und die prorussischen Separatisten haben nach Angaben der OSZE in der abtrünnigen Region Lugansk eine Grundsatzeinigung auf eine Waffenruhe getroffen. Alle Seiten hätten sich „im Grundsatz“ auf eine Waffenruhe entlang der gesamten Frontlinie in der Region Lugansk geeinigt, die am Freitag in Kraft treten solle, teilte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Montagabend mit. Demnach sollen von Samstag an die schweren Waffen von der Front abgezogen werden.

Der Separatistenführer Igor Plotnizki bestätigte die Angaben der OSZE am Dienstag gegenüber russischen Nachrichtenagenturen. Für die ebenfalls umkämpfte Region Donezk sollen nach Angaben der Rebellen am Dienstagnachmittag Verhandlungen über eine breit angelegte Feuerpause starten.

Am 5. September war im weißrussischen Minsk unter Vermittlung der OSZE eine Waffenruhe sowie der Rückzug schwerer Waffen vereinbart worden, doch wird die Feuerpause inzwischen fast täglich durchbrochen.

Die schwersten Kämpfe gibt es um den internationalen Flughafen von Donezk, der weiter von den Regierungstruppen gehalten wird. Seit Beginn der Waffenruhe Anfang September starben in der Ukraine mehr als tausend Menschen bei Kämpfen.

Neue Truppe in zwei Tagen da

Derweil hat die Nato Russland aufgefordert, die Unterstützung für die Separatisten im Osten des Landes einzustellen und Truppen aus der Region abzuziehen. Es sei „sehr wichtig“, dass Moskau die Versorgung der Rebellen mit Panzern und militärischer Ausrüstung einstelle, die vereinbarte Waffenruhe beachte und „seine Truppen aus der Ukraine“ zurückziehe, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor Beginn eines Nato-Außenministertreffens am Dienstag in Brüssel. Das Verhalten Moskaus habe auch verhindert, dass die vereinbarte Beobachtermission an den Grenzen der Ukraine umgesetzt wurde.

Bei dem Treffen im Nato-Hauptquartier geht es auch um die neue Eingreiftruppe des Bündnisses. Sie war vom Nato-Gipfel Anfang September vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise beschlossen worden. Diese hat in den östlichen Bündnisländern Ängste vor einer Bedrohung durch Russland geweckt. Stoltenberg sagte, er gehe davon aus, dass die neue Truppe 2016 voll einsatzbereit sein werde. „In der Zwischenzeit erwarte ich von den Alliierten, dass sie eine Übergangstruppe Anfang kommenden Jahres bereitstellen.“

Die bisherige Nato-Eingreiftruppe braucht mehrere Wochen, um entsandt zu werden. Die „Speerspitze“ genannte neue Truppe soll dagegen in zwei bis fünf Tage in Konfliktgebieten sein können. Erste Einheiten sollen im kommenden Jahr unter anderem unter Beteiligung Deutschlands getestet werden.

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5 Kommentare

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  • "Speerspitze" ... allein schon die Wortwahl ist zum Lachen , die Sache selbst ist abgründige Realsatire .

    Alle w i s s e n es : Russland hat nicht das geringste Interesse daran geschweige die Absicht , ein osteuropäisches Nato-Land miltärisch einzunehmen . In Zeiten der weltumspannenden Globalisierung des Kapitals hat k e i ne Großmacht mehr ein rationales Interesse an kriegerischer Ausdehnung ihrer territorialen Machtsphäre . Warum ? Es rechnet sich nicht , im Gegenteil .

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @APOKALYPTIKER:

      Absolut falsch: die russische Großmachtsdiktatur und die us-amerikanische Imperialdiktatur konkurieren nachwievor um Einfluss und Macht in Europa. Beide sind nachwievor Feinde eines vereinten, demokratischen Europas und eine Gefahr für den Frieden!

      • @4845 (Profil gelöscht):

        Aufmerksam lesen hilft ! Meine "Speerspitze" richtete sich gegen das alberne Säbelrasseln der Nato bzw. gegen die alberne Propaganda der USA-EU , Putin/Russland sei auf militärischer Eroberungstour , müsse ihm dies jedenfalls ernsthft zutrauen .

        Dass es beiden Seiten um die Ausweitung von Interessenssphären geht - wer will das noch bestreiten ?

        Die USA wollen mit ihrer Intervention in der Ukraine (die sie sich bisher mehr als 5 Milliarden Dollar haben kosten lassen) den eigenen Abstieg als Welthegemon verzögern und den Dollar als Weltleitwährung stützen, indem sie die Herausbildung eines geschlossenen eurasischen Machtblocks vereiteln. Die EU wiederum möchte durch die Westbindung der Ukraine eine von Putin angestrebte eurasische Konkurrenzorganisation zur EU verhindern, um die europäischen Krisenstaaten – für die „Europa“ inzwischen zu einem preußischen Kasernenhof verkommen ist – nicht auf dumme Gedanken kommen zu lassen.

      • @4845 (Profil gelöscht):

        Ich kam dem zwar nicht zustimmen, möchte aber jetzt nur auf einen Unterschied aufmerksam machen - die einen wollen eine monopolare, die anderen eine multipolare Welt.

        • 4G
          4845 (Profil gelöscht)
          @Der_Peter:

          Sie haben Unrecht. Sowohl das diktatorische Rußland als auch die imperialistische USA konkurieren weiter um die Macht in Europa und in der Welt und wollen jeweils die Machthaber in einer monopolaren Welt werden. USA und Rußland sind Europas Feinde! Daraus gibt es nur eine richtige konsequenz: ein vereintes Europa mit eigenem Militärbündnis unter Ausschluß der USA und Rußlands!