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Neue Unternehmensform gefordertWirtschaften jenseits von Profiten

Wirtschaftsverbände wollen eine neue Unternehmensform. Damit sollen Gewinne im Unternehmen bleiben. Denn momentan kann das kompliziert werden.

Ecosia macht es vor. Christian Kroll, der Gründer der grünen Suchmaschine Foto: Sebastian Gabriel/Picture Alliance

Berlin taz | Mehrere Wirtschaftsverbände setzen sich für eine neue Unternehmensform ein, die ein Wirtschaften jenseits von reinen Profitinteressen erleichtern würde: eine Gesellschaft mit gebundenem Vermögen. Deren Kern soll laut den Verbänden folgender sein: „Gewinne können weder offen noch verdeckt an die Gesellschafter ausgeschüttet werden.“ Stattdessen würden sie reinvestiert oder gemeinnützig gespendet.

Ver­tre­te­r:in­nen von rund 20 Verbänden haben das am Montag vorgestellte Papier unterzeichnet, darunter der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), der Bundesverband Deutsche Startups und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

„Die Rechtsform ist ein Betriebssystem, das von unterschiedlichen Seiten genutzt werden kann, ähnlich wie die Genossenschaft“, sagt Armin Steuernagel von der Stiftung Verantwortungseigentum bei der Vorstellung. Jasmin Arbabian-Vogel vom Verband deutscher Unternehmerinnen hofft, dass die neue Unternehmensform auch bei der Nachfolgefrage helfen könne, die zahlreiche Un­ter­neh­me­r:in­nen umtreibe. Sie berichtete von einem Fall, in dem ein scheidender Firmeninhaber die Nachfolgerin adoptierte, damit diese die Firma übernehmen konnte, ohne das Kapital für einen Kauf aufzubringen, was ihr nicht möglich gewesen wäre.

Frank-Grischa Feitsch vom BVMW befasst sich als Anwalt mit Fällen, in denen Un­ter­neh­me­r:in­nen verhindern wollen, dass die Firma versilbert werde. Derzeit würden in solchen Fällen rechtliche Hilfskonstruktionen genutzt, etwa über Stiftungen. Doch diese Konstruktio­nen seien beratungs- und somit kostenintensiv.

Sinkende Einnahmen durch Erbschaftsteuer befürchtet

Ein prominentes Beispiel für eine Alternativkonstruktion ist die Suchmaschine Ecosia, die den Gewinn in Aufforstungsprojekte investiert. Als GmbH gegründet, wurde sie von Gründer Christian Kroll vor wenigen Jahren umgewandelt. Eine Stiftung hält nun einen 1-Prozent-Anteil und bestimmte Vetorechte. Die Kontrolle soll durch die neue Form immer bei Menschen bleiben, die dem Unternehmen nahestehen und am operativen Geschäft beteiligt sind.

Eigentlich könnte die Forderung ein Selbstläufer sein. Denn auch SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag die Schaffung einer entsprechenden Unternehmensform anvisiert. Dementsprechend äußerten sich Ver­tre­te­r:in­nen der drei Parteien bei der Vorstellung positiv. Dennoch gibt es etwa in den Bundesländern Befürchtungen, dass durch die neue Unternehmensform ihre Einnahmen aus der Erbschaftsteuer sinken könnten.

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2 Kommentare

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  • Bei dieser neuen Unternehmensrechtsform wird wie bei GmbHs das Privatvermögen der Gesellschafter, anders als ihre Vermögenseinlage in die GmbH im Fall von Überschuldung, Verbindlichkeiten, Kreditaufnahme vor dem Durchgriffsrecht von Gläubigern geschützt, die meist Banken, Investoren von dritter Seite, bei Startups und ohnehin hochsubventionierten Branchen nicht selten staatlicherseits Förderer sind, weil Banken das Risiko für Wagniskapital zu hoch veranschlagen, bestimme Projekte nicht vorfinanzieren wollen noch können, wenn ihnen das Durchgriffsrecht auf das Privatvermögen der Gesellschafter als Sicherheit gesetzlich verwehrt bleibt?

  • Ich hoffe ich bin nicht zu zynisch, aber das klingt nach einem Steuersparmodell. Bei kleinen und mittleren Unternehmen lässt sich durch Geschäftsführergehältern, Gewinnbeteiligungen und sonstigen Annehmlichkeiten auch so der Gewinn abschöpfen. Und falls die Rechtsform wieder geändert werden kann können auch weiterhin Aktien verkauft werden.



    Generell is es nicht schlecht wenn Unternehmen nach dem Erbe verkauft werden. Die Kinder und Enkel sind in der Regel schlechtere Geschäftsführer als der Marktdurchschnitt.