Neue Studie zu Datenmonopolen: Strengere Regeln für Meta und Co.
Wenn Online-Riesen persönliche Daten anhäufen, verlieren Nutzer:innen die Kontrolle. Die Wissenschaft appelliert deshalb an die Politik.
Google, Meta, Amazon – diese Unternehmen kennen die meisten Nutzer:innen. Und viele wissen auch, dass sich hinter dem Erfolg der Konzerne ein riesiger Berg über die Jahre gesammelter persönlicher Daten verbirgt. Diese Daten dienen vor allem einem Zweck: daraus Profile zu bilden, auf deren Basis möglichst zielgenaue, personalisierte Werbung ausgespielt wird. Die Gleichung lautet also: Je mehr Daten, desto genauer kennen die Unternehmen die Nutzer:innen, desto mehr werden die beworbenen Produkte gekauft.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat untersucht, wie stark die Unternehmen von den persönlichen Daten profitieren, die sie sammeln. Und hat der oben genannten Gleichung noch weitere Aspekte hinzugefügt, die – aus Nutzer:innensicht – zu einer Art Teufelskreis führen: Mehr Daten führen zu präziserer Werbung und die wiederum zu mehr Käufen. Die Plattformen können damit höhere Preise für ihre Werbeflächen verlangen und das damit verdiente Geld in Inhalte investieren, die wiederum mehr Nutzer:innen anlocken. Damit können sie noch mehr Daten sammeln. Datennetzwerkeffekte nennen die Forscher das.
Die starke Akkumulation von Daten verstärkt also die ohnehin schon deutlichen Tendenzen zur Monopolisierung in der Plattformökonomie. Die Studie macht das am Beispiel von Google fest. Dessen Mutterkonzern Alphabet habe sich dank seiner Datenmacht eine praktisch uneinholbare Position im Online-Werbemarkt gesichert. „Seinen Vorsprung konnte Google durch seine Pionierposition bekommen und auch, weil Behörden spät erkannt haben, dass Daten ein zentraler Wettbewerbsfaktor sind“, sagt Studienautor Hannes Ullrich.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Die Datenfrage wird zunehmend wichtiger, weil sie Grundlage ist für eine noch verhältnismäßig neue Technologie: künstliche Intelligenz (KI). Deren Algorithmen lernen auf Basis großer Datenmengen. Unternehmen, die über mehr Daten verfügen als die Konkurrenz, haben damit einen weiteren Wettbewerbsvorteil. Das macht den Markteintritt für neue Firmen schwieriger.
Von der Google-Entwicklung lernen
Für Nutzer:innen ist das ein Nachteil, unter anderem, weil sie weniger Wahlmöglichkeiten haben. Die Studie weist darauf hin, dass in den digitalisierten Märkten Kipppunkte entstehen können. Sind die erreicht, werden die Hürden für potenzielle Konkurrenten unüberwindbar.
Die Autoren fordern daher die Politik dazu auf, bei der derzeit in Arbeit befindlichen Regulierung von KI diese Befunde mitzudenken. Die bisherige Strategie, kaum in die Märkte einzugreifen, führe zu den marktbeherrschenden Stellungen, die wir heute bei Big-Tech-Konzernen sehen. Um im KI-Markt eine ähnliche Monopolisierung zu vermeiden, plädieren die Autoren dafür, von der Google-Entwicklung zu lernen.
Leser*innenkommentare
Pi-circle
Ein wesentlicher Grund für die Marktmacht von Google etc. ist, dass in USA der Datenschutz nicht so hochgehängt wurde wie bei uns. Das hat das Datensammeln erheblich erleichtert. Jetzt sind wir gerade dabei die selbe Dummheit durch Überregulierung der KI zu wiederholen.