piwik no script img

Neue Schwimmbadregel in BerlinIm Energiesparmodus

Neue Bademoden sind möglich. Weil die Bäder weniger oder auch gar nicht mehr beheizt werden, darf man jetzt in Berlin mit Neoprenanzug ins Becken.

Wenn das Wasser doch zu kalt ist… Foto: picture alliance/Julian Stratenschulte/dpa

BERLIN taz | Es könnte der Beginn einer Bademoden-Revolution sein: In Berlin ist seit Anfang der Woche das Tragen von Neoprenanzügen in Schwimmbädern erlaubt – damit die Badegäste nicht frösteln. Denn um Energie zu sparen, haben die kommunalen Bäder-Betriebe bereits im Mai die Wassertemperatur in den Hallenbädern um ein Grad und in den Freibädern um zwei Grad gesenkt.

Letztere werden seit einigen Tagen nun gar nicht mehr beheizt. „Das Wasser wird ausschließlich mit der Kraft der Sonnenstrahlung erwärmt“, teilte das Unternehmen mit. In einigen Bädern unterstütze zusätzlich eine Solarbeheizungsanlage.

Badegäste dürfen ihre Bahnen künftig also auch in Neoprenanzügen ziehen. Diese schützen vor großem Wärmeverlust. In standardmäßig unbeheizten Freibädern wie etwa in Hamburg gehören „Neos“ bereits zum normalen Bild, wenn die Sonne das Wasser nicht richtig aufwärmen kann.

Gut möglich, dass man sich auch in Berliner Schwimmbädern künftig fühlt wie im Tauchkurs oder in der Surfschule: Neoprenbedeckte Körper, so weit das Auge reicht, neben jedem Handtuch eine abgelegte Umhüllung, tropfende Schwimmanzüge auf allen Liegen. Eine skurril Vorstellung, Heerscharen dieser glitschig-glänzenden Kautschukanzüge auch durch die Hallenbäder der Hauptstadt watscheln zu sehen.

Andererseits: Greift künftig je­de:r zum Neo, nur weil das Wasser im Hallenbad ein Grad kälter ist? Wie viele Leute haben überhaupt einen Schwimmanzug im Kleiderschrank? Wer weiß, vielleicht brüten die Herstellerfirmen schon über neue, fetzig frische Designs. Möglicherweise sieht man bald Ausgefalleneres als die aktuell vorherrschenden schwarzen, grauen oder dunkelblauen Anzüge.

Ein weiterer Tipp für die Badegäste: „Badekappen aus Latex tragen dazu bei, dass der Kopf nicht auskühlt“

Ästhetisch ist also noch Luft nach oben. Allerdings kann man durch die Senkung der Wassertemperatur um ein Grad zehn Prozent Energie einsparen, schätzen die Berliner Bäder-Betriebe. Und sie haben noch einen weiteren Tipp für die Badegäste: „Badekappen aus Latex tragen dazu bei, dass der Kopf nicht auskühlt“, heißt es in einer Mitteilung. Die Hauben waren im Schwimmbad bislang weiter verbreitet als Neoprenanzüge. Zwar seien diese bis dato nicht explizit verboten gewesen, erklärt eine Sprecherin der Bäder-Betriebe auf taz-Anfrage. Das sei unterschiedlich gehandhabt worden. Nun allerdings sind Schwimmanzüge explizit erlaubt.

Gut, dass das endlich eindeutig geklärt ist.

Für solche Dinge gibt es die Hausordnung der Berliner Bäder. Doch Hand aufs Herz – wer schaut da schon rein? Zeit also, einen Blick in das Dokument zu werfen. Das fördert interessante Erkenntnisse zutage. So heißt es unter Punkt 22 der allgemeinen Hinweise, die Benutzung von mitgebrachten Musikinstrumenten sei nicht erlaubt. Das gilt auch für mitgebrachte Fernsehgeräte. Ob der Punkt aufgrund vergangener Vorfälle oder aber präventiv in der Hausordnung verankert ist, geht aus dem Dokument nicht hervor.

Sollte man das Verbot nicht auch überdenken? Musik und Fernsehgeflimmer am Beckenrand: das Soziotop Schwimmbad könnte ungeahnte Fortentwicklungen erfahren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen