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Neue Regierung in GriechenlandTsipras' Plan für Athen

Wenige Tage nach dem Syriza-Wahlsieg ist das neue Kabinett zusammengetreten. Der Regierungschef nannte vier Eckpfeiler seiner Politik.

Der neue griechische Premier: Alexis Tsipras. Bild: reuters

ATHEN taz | Trotz einer fieberhaften Erkältung drückt Griechenlands neuer Ministerpräsident Alexis Tsipras aufs Tempo: Nur drei Tage nach dem fulminanten Syriza-Wahlsieg kam in Athen das neue Kabinett zusammen. Tsipras kündigte einen „radikalen“ Wandel an und machte klar, dass er an seinen Wahlversprechen keine Abstriche machen werde: „Wir sind eine Regierung der nationalen Rettung, unser Ziel sind Schuldenerleichterungen.“

Entlassene Beamte sollen wieder eingestellt sowie Mindestrenten und der Mindestlohn aufgestockt werden. Auch das 13. Monatsgehalt für Ruheständler soll wieder eingeführt werden, kündigte der Vizeminister für Soziales Dimitris Stratoulis an.

Der Regierungschef nannte vier Prioritäten seiner Politik: die Bewältigung der humanitären Krise in Griechenland, Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft, eine Neuverhandlung mit den internationalen Gläubigern sowie weitreichende Reformen mit dem Schwerpunkt auf der Steuergesetzgebung und der Bekämpfung von Korruption und Klientelpolitik.

Mit diesem letzten Punkt wäre wohl auch die aus EU, EZB und IWF bestehende Troika der internationalen Kreditgeber einverstanden. Und noch eine Ankündigung von Tsipras dürfte die EU-Partner interessieren: Seine Regierung wolle einen Vierjahresplan ihrer Wirtschaftspolitik vorlegen, ausgehend von einem ausgeglichenen Haushalt, allerdings „ohne exzessive oder unrealistische Überschüsse“. Über Details wollte Tsipras erst einmal nicht sprechen. Er bat auch seine Minister, dies zu unterlassen und abzuwarten, bis er das Regierungsprogramm im Parlament vorstellt.

Privatisierung soll gestoppt werden

Nicht alle haben sich daran gehalten. Der neue Energieminister und Anführer des linken Parteiflügels Panagiotis Lafazanis ließ bereits verlauten, die Linksregierung würde die Privatisierungen im Lande stoppen. Dies gilt offenbar zunächst für die staatlichen Elektrizitätswerke DEI, die nach ursprünglicher Planung zerschlagen und teilprivatisiert würden, aber auch für die Eisenbahngesellschaft SE. Vizeschifffahrtsminister Theodoris Dritsas erklärte zudem, der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung am Hafen von Piräus würde nicht weiterverfolgt.

Die Athener Börse reagierte enttäuscht auf diese Ankündigungen und fiel am Mittwoch zeitweise um 7 Prozent. Für Unruhe sorgen Spekulationen über eine Haushaltslücke in Höhe von 4 Milliarden Euro wegen verminderter Steuereinnahmen.

Bei seinem Einstand im Finanzministerium machte der neue Kassenwart Janis Varoufakis dennoch einen ruhigen Eindruck. Griechenland schlage eine neue Seite auf, sagte der neue Finanzminister. Er stellte aber auch Ausgabenkürzungen im eigenen Ministerium in Aussicht.

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7 Kommentare

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  • Das Programm aus der Krise:

    - der noch staatliche Energiekonzern kümmert sich um Partner für die Förderung der Öl- und Gasvorkommen im griechischen Staatsgebiet

    - die Öl- und Gasvorkommen werden als Sicherheit für die exitierenden Kredite genutzt

    - die Aufteilung der Erträge wird auf 50/50 korrigiert (Staat/Förderunternehmen)

    - Investitionen in Infrastruktur und Förderung der Kohlenwasserstoffvorkommen werden geplant und durchgeführt

    - die Rückzahlung von Krediten wird verlängert

    - es wird eine Paralellwährung eingeführt für inländische Zahlungen - dies stärkt die heimische Wirtschaft

    - für ausländische Luxusprodukte werden Zölle erhoben

    - die Solarenergie wird gefördert

    - die Vergabe der Förderlizenzen wird wieder in Staatshand gegeben und mit einer klaren Vorgabe (s.o.) versehen

     

    Alleine die Gasvorkommen können Europa für eine lange Zeit unabhängiger machen von Importen - woher auch immer.

     

    Der IWF wird aus den Sanierungsbemühungen ausgeschlossen.

     

    Ergebnis: Griechenland hat eine mittel- bis langfristige Perspektive seine Schulden zu tilgen. Europa wird in seiner Solidartät gestärkt. Es gibt (in Europa) nur Gewinner!

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Das schönste an diesem "Wandel", ist die Drohung man würde mit Russland ..., wenn nötig :-)

  • "Entlassene Beamte (die, deren Kündigung vom Obersten Verwaltungsgerichtshof als verfassungswidrig beurteilt wurde) sollen wieder eingestellt sowie Mindestrenten und der Mindestlohn aufgestockt werden."

     

    Auch das 13. Monatsgehalt für Ruheständler (deren Rente bis zu 700 Euro beträgt) soll wieder eingeführt werden, kündigte der Vizeminister für Soziales Dimitris Stratoulis an.

     

    Etwas genauer bitte!

  • Soweit so gut. Mal sehen was sich davon umsetzen lässt, ohne die Geldgeber zu brüskieren. Was mit viel mehr Sorgen macht ist die Andeutung mit Putin ins Bett zu gehen. Das geht gar nicht.

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @Micha Mille:

      Ja ja, "Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit." (Marie von Ebner-Eschenbach), es ist ein Kreuz mit den Abhängigkeiten und der Hirnwäsche!?

    • @Micha Mille:

      Wenn Tsipras offen mit Putin ins Bett geht, wäre das wohl Werbung für Homosexualität und die ist in Russland (warum auch immer) verboten.

       

      Allerdings kann Griechenland günstiges Gas und einen sicheren Absatzmarkt für sein landwirtschaftlichen Produkte brauchen. Schließlich will die neue Regierung die Wirtschaft ankurbeln. Die Sanktionspolitik der EU ist da kontraproduktiv.

    • @Micha Mille:

      Sollten sie mit Gauck, Merkel und Familien Quandt, Mohn und Springer ins Bett gehen?