Neue Raketentests Nordkoreas: Jetzt auch mit Interkontinentalrakete
Es ist bereits der 17. Test des Landes seit Januar. Südkoreanische und US-Truppen feuern zur Warnung ebenfalls Raketen ab.
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Südkoreas konservativer Präsident Yoon Suk Yeol berief eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein, um über die Aktionen Nordkoreas zu beraten, wie sein Büro mitteilte. In einer Reaktion feuerten die amerikanischen und südkoreanischen Streitkräfte zwei Boden-Boden-Raketen zur Abschreckung ab.
Nach südkoreanischen Militärangaben erreichte die mutmaßliche Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong 17 nach dem Abschuss eine maximale Höhe von 540 Kilometern und flog 360 Kilometer in östlicher Richtung. Die zweite Rakete schaffte demnach offenbar nur 20 Kilometer, während die dritte auf eine Höhe von 60 Kilometern kam und 760 Kilometer weit flog.
Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Präsidialamtes offenbar Experimente unternommen, um seinen siebten Atomtest vorzubereiten. Dazu habe es vermutlich einen Versuch mit einem Sprengsatz gegeben, sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Südkoreas, Kim Tae Hyo, am Mittwoch vor der Presse.
Nordkorea will US-Festland mit Raketen erreichen können
Sollte sich die Einschätzung des Generalstabs bestätigen, wäre es Nordkoreas erster Start einer Interkontinentalrakete seit rund zwei Monaten. Im März hatte die Führung in Pjöngjang erklärt, eine Rakete mit der bisher längsten Reichweite erprobt zu haben. Erfolgt sei der Test im Rahmen der Entwicklung funktionstüchtiger nuklear bestückter Raketen, die das US-Festland erreichen könnten.
Es handelt sich jetzt bereits um die 17. Runde nordkoreanischer Raketentests im laufenden Jahr. Dem Land geht es laut Experten vor allem darum, sein Waffenarsenal zu modernisieren und angesichts der brachliegenden Atomdiplomatie Druck auf die USA auszuüben, Sanktionen zu lockern.
Bei seinem Seoul-Besuch am vergangenen Wochenende hatte US-Präsident Joe Biden mit seinem südkoreanischen Kollegen Yoon verabredet, eine Ausweitung der Militärmanöver beider Länder zu prüfen, um Nordkorea abzuschrecken.
Nach der Krisensitzung des nationalen Sicherheitsrats warnte die Regierung in Seoul, dass Nordkoreas anhaltende Provokationen nur in stärkeren und schnelleren gemeinsamen Abschreckungsmaßnahmen von USA und Südkorea und in einer tieferen Isolation Nordkoreas münden könnten. Südkorea werde weiterhin in konstanter Bereitschaft bleiben, um auf jegliche Provokation Nordkoreas stark und effektiv reagieren zu können.
Japan kritisierte die nordkoreanischen Raketentests als völlig unzulässigen „Akt der Provokation“. Verteidigungsminister Nobuo Kishi warf der nordkoreanischen Führung vor, ihr Waffenprogramm voranzutreiben und dabei „das Leid des Volkes inmitten der Ausbreitung des Coronavirus im Land zu ignorieren“.
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