Neue Musik aus Berlin: Konkret subtile Textur
Der Klangkünstler KMRU verdichtet Field Recordings zu Ambient Sounds. Sein neues Album „glim“ ist dronig und voller Details. Kopfhöhrer empfohlen.
J oseph Kamaru alias KMRU ist ein Ambientmusiker aus Nairobi, den sein Studium der „Sound Studies and Sonic Arts“ an die UdK nach Berlin geführt hat. Nicht zu verwechseln sind Kamarus Klangwelten mit denen seines Großvaters, der den gleichen Namen trug. Der war als Benga- und Gospelmusiker und politischer Aktivist – so etwas wie der kenianische Bob Dylan – und starb 2018.
Seit 2020 KMRUs Album „Peel“ beim Experimentalmusiklabel mego erschien, ist er vielerorts als junges Talent auf den Radar gerückt – inklusive angetaner Kritiken im Guardian und bei Pitchfork. Das Output des 25-jährigen über die letzten Jahre ist durchaus bemerkenswert, sowohl was den Umfang als auch die atmosphärische Vielschichtigkeit seiner Sounds betrifft.
Ein Blick auf seine vollgepackte Bandcamp-Seite lohnt. Manchmal ging es dabei konkret zu, etwa in seinen Meditationen über koloniale Gewalt. Andere Veröffentlichungen dagegen schweben eher kontextlos durch den Klangraum und geben wenig preis. Sein neues Album „glim“ erweist sich als wesentlich widerborstigere Angelegenheit als das geschmeidigere „Epoch“ aus dem vergangenen Herbst.
KMRU: „glim“, im Selbstverlag: kmru.bandcamp.com
Klanginstallation von KMRU und anderen bis 14. 5. im Bärenzwinger, Rungestr. 30
Live: Joseph Kamaru / KMRU: WAI8, 27. Mai, 20 Uhr, silent green Betonhalle, Eintritt frei, Anmeldung erbeten
Die verhalten dronigen Sounds wirken zunächst ziemlich monolithisch. Unter der Oberfläche verbergen sich viele Details, die sich am besten unter Kopfhörern erschließen. Seine Geheimnisse enthüllt dieses Album trotzdem nur zögernd. Field Recordings und menschengemachte Sounds sind so zurückhaltend wie subtil in die karge Textur eingewebt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr