Neue Musik aus Berlin: Raschelnder Ernst

Ernstalbrecht Stiebler und Tilman Kanitz schlagen auf ihren Alben puristische Töne an. Das klingt intim und weckt Aufmerksamkeit für feine Variationen.

Der Musiker Ernstalbrecht Stiebler steht an einem Tisch und spielt ein Keyboard. Vor ihm steht ein Mikrofon auf dem Tisch. Rechts hinter ihm steht ein abgebautees Schlagzeug. Er trägt ein graues Sakko und eine Brille.

Ernstalbrecht Stiebler weiß wie man einem Keyboard dezente Töne entlockt Foto: World Edition

Ein Murmeln und ein Rascheln, als säße man mit im Wohnzimmer der Musiker und sie hätten rasch noch ihre Plätze an Klavier und Cello eingerichtet: So beginnt die LP, die Ernstalbrecht Stiebler und Tilman Kanitz als eines von zwei Alben im Pankower Studio von Kanitz aufgenommen haben, in Wilhelmsruh auf dem ehemaligen Werksgelände von VEB Bergmann-Borsig, dem größten Hersteller von Kraftwerkskomponenten der DDR.

Stieblers Stücke, der Komponist und Musikjournalist gilt als einer der Exponenten Neuer Musik, haben hier wenig Maschinelles, Harsches an sich, sondern einen „Purismus, der keine Härte hat, sondern etwas Intimes“. Sagt der klassisch ausgebildete Musiker Kanitz.

Und dass man es sich in dieser Musik nicht leichtfertig heimelig machen sollte, legt ein Zitat aus einem Aufsatz Stieblers nahe, der zu „der Esoterik säuselnder Klangschalen“ auf Abstand geht. Das erste der beiden Alben enthält mit den Stücken „F“ und „Tiefe“ zwei kurze, zwischen die beiden gemeinsamen Improvisationen geschaltete Kompositionen für Solo-Instrumente. „Tiefe“ für Cello atmet Archaik und Folk, ohne ins Folkloristische abzugleiten.

Ernstalbrecht Stiebler & Tilman Kanitz: s/t (im Bild, Edition Telemark) + „The Pankow-Park Sessions Vol. 1“ (Another Timbre)

Live mit Rebecca Lane (Bassflöte) am 21. April im Acker Stadt Palast, Ackerstr. 169/170

Das zweite Album, „The Pankow-Park Sessions Vol. 1“ (ein „Vol. 2“ ist für nächstes Jahr angedacht), beginnt scheinbar beiläufig, dabei traumwandlerisch sicher. Die sechs Titel wechseln zwischen Nervosität, Ernst, Trauer und Zuversicht. In ihrem Minimalismus passiert sehr viel, und davon ist die dezente Perkussion des Cellobogens, mit der eines der Stücke ausklingt, längst nicht alles.

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Robert Mießner, geboren 1973 in Berlin. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Philosophie und Bibliothekswissenschaft. Flaniert und notiert, hört zu und schreibt auf.

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