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Neue Musik aus BerlinKeine Angst vor großen Gesten

„Motor Songs“, das Debüt von Daniel Stoyanov alias Bulgarian Cartrader, ist so eingängig wie groovy. Cineastische Momente treffen auf melodiösen Rap.

Daniel Stoyanov alias Bulgarian Cartrader, hier ganz in Hellblau Foto: Roberto Brundo

Autohändler ist Daniel Stoyanov alias Bulgarian Cartrader zwar nicht. Doch Stoyanov, der viel Zeit in der Tankstelle verbrachte, in der seine Eltern arbeiteten, tritt mit einem humorig-koketten Style auf, dem man den Autohändler durchaus abnehmen wurde.

Zudem hat er ein Händchen für die Sorte Indiepop, die keine Angst vor der großen Geste hat. Musik scheint er als Spielwiese zu begreifen, die dazu einlädt, sich cineastische Momente auszumalen. Das Ergebnis, das Album „Motor Songs“, ist so eingängig wie groovy. Balkan-Beats im Track „Mavrud“, die einen melodiösen Rap grundieren: eine Huldigung an bulgarischen Wein. Das sanfte Crooning über Computerspielsounds in „No Other Drug“.

In dem über achteinhalb Minuten mäandernden Herzstück des Albums, „Embrace“, durchläuft der 36-Jährige die Stationen seines Lebens, betextet auf recht surreale Weise aus Perspektive einer „slow bullet“, eines „langsamen Geschosses“: Das folgt ihm seit der Geburt und wartet nur auf den richtigen Moment, ihn zu erledigen.

Das Album

Bulgarian Cartrader: Motor Songs (selbst veröffentlicht über recordjet; EP ab May 2023 bei Diggers Factory)

Bisher kannte man Stoyanov als Sänger der Band Malky; zudem stellte er seine Songwriting-Skills in den Dienst der Combo Seeed oder des Rappers Casper. Stoyanov feiert auf diesem Solodebüt unterschiedlichste Einflüsse, von Steely Dan über Jazz bis zu LCD Soundsystem, was es zu einem eklektizistischen Vergnügen macht – auch wenn nicht jeder der elf Songs gleichermaßen rund wirkt. Gemischt wurde es von Steve Sedgwick, der unter anderem an diversen Gorillaz-Alben mitgearbeitet hat

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