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Neue Musik aus BerlinKrieg, Arbeit und Liebe

Silvia Tarozzi und Deborah Walker spielen gern improvisierte Neue Musik. „Canti di guerra, di lavoro e d'amore“ widmet sich nun italienischem Liedgut.

Widmen sich italienischen canti popolari: Silvia Tarozzi und Deborah Walker Foto: Sofi Hemon

D ie Emilia-Romagna ist eine der traditionell linken Regionen Italiens. Sie bildete im Faschismus ein Zentrum des Widerstands, ungeachtet dessen, dass sie Heimatregion Benito Mussolinis war. Dazu passt, dass dort viele „Volkslieder“ von Arbeiterinnen entstanden, die von schlecht bezahlten Tätigkeiten, sozialer Ungleichheit oder Par­ti­sa­nen­kämp­fen erzählen. Auch die antifaschistische Hymne „Bella ciao“ wurde zuerst von Reispflückerinnen in dieser Region gesungen.

Ebenfalls aus der Emilia-Romagna sind die Geigerin Silvia Tarozzi und die in Berlin lebende Cellistin Deborah Walker. Seit über 20 Jahren arbeiten sie als Duo, bevorzugt spielen sie improvisierte Neue Musik. Auf ihrem Album „Canti di guerra, di lavoro e d'amore“ erweitern sie ihr Repertoire um regionale canti popolari aus dem frühen 20. Jahrhundert bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Lieder von Krieg, Arbeit und Liebe eignen sie sich behutsam in Neuinterpretationen an.

In der Regel begleiten sie ihre Stimmen an ihren Instrumenten, einige Stücke hingegen sind rein instrumentale Versionen, in denen sie die Melodien frei, aber stets mit fein kontrollierter Strenge variieren.

Das Album

Silvia Tarozzi & Deborah Walker: „Canti di guerra, di lavoro e d'amore“ (Unseen Worlds)

Bei „La Lega“ unterstützt sie dafür der weibliche Coro delle Mondine di Bentivoglio, und in „Il bersagliere ha cento penne“ stammt der wunderbar zurückgenommene Gesang von der nigerianischen Gospelsängerin Ola Obasi Nnanna. Auch dies ein Partisanenlied: „Denn wenn ein Mann frei stirbt / Was macht es da schon zu sterben“?

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Kulturredakteur
Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.
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