Neue Musik aus Berlin: Sinustöne von der Flöte
Einst auf Ondiolinen improvisiert: Stefan Goldmann und Jeremias Schwarzer bieten mit „Sfera“ eine eletronische Erweiterung der Musik Giacinto Scelsis.
G iacinto Scelsi war ein seltsamer Komponist. Aus altem sizilianischen Adel musste er sich nicht mit lästigen Dingen wie Broterwerb plagen, sondern konnte sich, die meiste Zeit seines Lebens fern der Öffentlichkeit und ihrer Meinungen, ganz seiner Musik widmen.
Statt auf Notenpapier zu schreiben, improvisierte er am Klavier oder seinen Ondiolinen, frühen elektronischen Instrumenten, die ein wenig wie Heizstrahler aussehen und in seinem Haus in Rom noch heute zu besichtigen sind. Die Improvisationen nahm er auf Band auf und schickte sie an Ghostwriter, andere Komponisten, die daraus notierte Werke machten.
Der Berliner Technoproduzent und Komponist Stefan Goldmann kombiniert auf seinem Album „Sfera“ die Musik Scelsis mit eigenen Stücken. Dabei spielt der Flötist Jeremias Schwarzer Kompositionen Scelsis für Soloinstrumente, vom Interpreten selbst für verschiedene Flöten arrangiert. Goldmanns Musik ist fast ausschließlich elektronisch, lediglich in „baïr“ kommen Flötenklänge hinzu.
Giacinto Scelsi, Stefan Goldmann, Jeremias Schwarzer: Sfera (Macro) macrorec.bandcamp.com
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Die Kombination mag verwundern, doch „Sfera“ erinnert an die teilelektronische Herkunft der Musik Scelsis: Goldmanns Stücke klingen gegen die freien Melodien Scelsis abstrakter und dichter, sorgen für einen Kontrast, der einerseits auf Scelsis Ondiolas verweist.
Die Flötenklänge erinnern andererseits an Sinustöne. Und der Titel? „Sfera“ knüpft an das östlich inspirierte Symbol Scelsis an, eine Linie, darüber ein Kreis. Der sich so wieder schließt.
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