Neue Jugendwebsite „Noizz“: Springer sucht Jugend
Hip? Die „Bild“ macht mit ihrem neuen Projekt „Noizz“ auf „Bento“ und „ze.tt“. In Osteuropa ist die Seite schon länger auf dem Markt.
Jetzt wagt es also auch Bild: eine Nachrichtenseite für ein „junges und urbanes Publikum“. Mit Noizz schickt die Ringier Axel Springer Media AG eine Konkurrenzseite zu Bento (Spiegel online) und ze.tt (Zeit online) ins Rennen um die Leserschaft aus der digitalen Generation. In Polen, wo Noizz 2015 startete, hatte die Seite Erfolg. Daraufhin wurde die Onlineplattform 2016 auf Serbien und die Slowakei ausgeweitet. Nun gibt es Noizz seit Mittwoch auch in Deutschland. Das Angebot solle sukzessive zu einer europäischen Medienmarke ausgebaut werden, so Joseph Protic, Digital Publishing Director von Ringier.
Noizz will erreichen, was auch die Konkurrenz versucht: „Zeitgemäß, persönlich und überraschend berichten“. Zeitgemäß ist die Seite größtenteils schon: Die Seite titelt etwa mit Beyoncés Zwillingsschwangerschaft, und der Fernsehshow „Der Bachelor“. Aber sie veröffentlicht auch Altbackenes, wie etwa einen Beitrag über Parkour, eine „Trendsportart“ die es schon seit Jahren gibt und die medial eigentlich längst abgedeckt erschien.
Neu ist, dass Noizz Banner-Werbung bislang sparsam verwendet. Stattdessen ist das Native Advertising so gut in die Seite eingebunden, dass vielen Leser*innen gar nicht klar sein dürfte, dass der Hoody-Typ-Test eine Anzeige ist, zumal sie vorübergehend in einem Kasten unter „Big Stories“ erschien.
Immerhin, die Seite erkennt Trends und greift sie auf. „Warum Nutella aufs Brot, wenn man es als Kuchen essen kann?“, fragt das Portal und zeigt ein Instagram-typisches Video dazu. Sieht hübsch aus, bringt vermutlich auch Clicks. Revolutionär anders ist es nicht.
Auch persönlich wird es nur selten, selbst wenn die Titel das versprechen: Der Test einer Schlussmach-App klingt interessant, kratzt aber an der Oberfläche. Eine lesenswerte Ausnahmen ist die Geschichte von Ahmed, einem homosexuellen Geflüchteten. Noizz tut gut daran, abseits von Fashion-Tipps und Kochrezepten auch solche Geschichten zu bieten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Ost-Preise nur für Wessis
Nur zu Besuch