Neue Häuserzeile in Hamburg-Ottensen: Retten, was zu retten ist
Der Abriss der Eckbebauung gegenüber der Fabrik in Ottensen ist beschlossen, aber viele Details sind noch offen. Am Donnerstag werden die Neubau-Pläne vorgestellt.
Noch befinden sich auf dem Eckgrundstück gegenüber der Fabrik in Ottensen mehrere Wohnungen und ein Wohnprojekt, eine Änderungsschneiderei, eine Shisha Bar und Restaurants wie die Pizzeria Mamma Mia und das griechische Restaurant Sotiris, das dem Regisseur Fatih Akin als Inspiration für seine Soulkitchen-Kulisse diente.
Wie der Neubau aussehen soll, ist noch nicht klar. Der Bebauungsplan lässt eine viergeschossige Bebauung zu, die Architekturbüros sollten sich bei den Entwürfen aber an der Umgebung orientieren. Angedacht sind Wohnungen, Räume für Start-ups, lokale Betriebe und Gastronomie. Mittlerweile läuft ein Bürger*innenbeteiligungsprozess.
Am Donnerstag sollen die Ergebnisse der Architekturbüros der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Interessierte und Anwohner*innen sind aufgerufen, Kommentare abzugeben, die der Jury zugetragen werden. Am Freitag steht die Entscheidung über den Entwurf an.
Gilt für Gebäude, deren Erhaltung wegen der geschichtlichen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Bedeutung oder zur Bewahrung charakteristischer Eigenheiten des Stadtbildes im öffentlichen Interesse liegen.
Allerdings nur, wenn erhebliche Teile der Originalsubstanz erhalten sind.
Die Eckbebauung Barnerstraße/Bahrenfelder Straße ist nicht denkmalgeschützt, weil sie baulich zu sehr verändert wurde.
In der Jury sitzen auch zwei Frauen der Initiative „Marinieranstalt Ottensen.“ Wiebke Jansen lebt im Wohnprojekt Villa Dunkelbunt, dessen Abriss beschlossene Sache ist, Katharina Gerhardt ist Nachbarin. Zusammen mit vier anderen Ottenser*innen bilden sie als verfahrensbegleitendes Gremium die Lobby für die Mieter*innen und die Öffentlichkeit.
Ihre zentrale Forderung ist der soziale Erhalt der Mieterschaft. „Die aktuellen Mieter*innen sollen ein Rückkehrrecht zu gleichen Konditionen erhalten“, fordert Jansen. Außerdem soll der Anteil an Eigentumswohnungen im neuen Bau so gering wie möglich sein: Mindestens sechzig Prozent Sozialwohnungen und zwanzig Prozent erschwingliche Mietwohnungen, wenn es nach ihnen geht.
Den Dialog zwischen dem Investor und der Mieter*innenlobby bezeichnen beide Seiten als konstruktiv. „Grundsätzlich gilt aber“, sagt der Kommunikationsmanager Matthias Onken im Auftrag von Köhler & von Bargen, „dass subventionierte Nutzungsformen Kosten verursachen, die an anderer Stelle erwirtschaftet werden müssen.“ Über das Rückkehrrecht sei man in Verhandlungen.
Dass es Köhler & von Bargen um Profit geht, ist der „Marinieranstalt Ottensen“ klar. „Die Frage ist nur, ob Profit das einzige Kriterium sein muss, nach dem hier entschieden wird“, sagt Katharina Gerhardt. „Wir gönnen dem Investor seinen Profit“, meint Sadik Rasimi, der Betreiber von Sotiris. „Aber er weiß nicht, was er uns wegnimmt. Wenn er ein paar Millionen macht und ich übermorgen Insolvenz anmelde – wie ungerecht ist das?“
Als Worst Case Szenario für die Initiative steht nur wenige Straßen entfernt das Zeise 2 – das fünfstöckige Bürogebäude wurde gegen einen Bürgerentscheid durchgesetzt. Bisher aber deute nichts darauf hin, dass es so schlimm werde, sagt Jansen. Gerhard zieht ein Grundgesetz aus der Tasche und zitiert Artikel 14: „Eigentum verpflichtet.“
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