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Neue Geflüchtetenlager in GriechenlandDer Dschungel von Samos

Eva Oer
Kommentar von Eva Oer

Die EU muss endlich einen Weg finden, humane Orte für traumatisierte, vor Krieg und Konflikt Geflüchtete zu schaffen. Und zwar jetzt.

Auf Samos leben mehr als 4.000 geflüchtete Menschen, unter ihnen viele Kinder Foto: Aris Messinis/afp

E igentlich ist es ein Wunder, dass bisher nur das Lager Moria auf Lesbos gänzlich abgebrannt ist. Wer unter den Geflüchteten auf der Insel Samos unterwegs ist, erlebt entmutigte Väter, die Fotos von den blutig-schorfig-eitrigen Infektionen am Kopf ihres Babys zeigen. Andere, die ihren Mund weit aufsperren und auf ihre schmerzenden Zähne deuten – doch im Camp gibt es keinen Zahnarzt, der ihnen den Schmerz lindern könnte. Kleinkinder, die an einem Abhang entlanghopsen, der nur mit einem Stacheldrahtwall gesichert ist. Und diese Verzweifelten und Frustrierten werden nun auch noch wegen der Pandemie eingekesselt – ein Desaster.

Dass Einsperren die Situation verschlimmert, sollte der griechischen Regierung klar sein. Trotzdem hält sie an ihrem Plan fest und will neue Lager bauen – selbstverständlich geschlossene, eine bessere Strategie als das strikte Absperren scheint Athen nicht zu haben. Und dabei ist ihr die Europäische Union eine treue Komplizin: Migrationsminister Notis Mitarachi hat am Montag noch vor Journalisten davon gesprochen, dass im Rahmen eines EU-finanzierten Programms „geschlossene Lager“ mit Einlasskontrollen und „doppelter Umzäunung“ auf Lesbos, Samos, Kos und Leros entstehen sollen.

Aha. Das war also gemeint, als Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im September bei der Vorstellung ihrer Pläne für eine Asylreform ankündigte, „ein gemeinsames Pilotprojekt mit der griechischen Regierung auf Lesbos“ zu starten.

Da mögen Athen und Brüssel noch so viel von verbesserten Lebensbedingungen in den neuen Lagern palavern – beiden ist nicht über den Weg zu trauen, wenn es um die Leben von Migranten geht. Schließlich hätten die EU und ihre Mitgliederländer die Situation schon vorher ernst nehmen können. Immerhin lassen wir, die feinen Euro­päe­r*in­nen, ja schon seit Jahren Familien in Dreck und Elend leben, während wir uns gleichzeitig über die Internierungslager des US-Präsidenten Donald Trump echauffieren. Der EU-Türkei-Deal und damit der Plan, Asylanträge noch auf den griechischen Inseln zu bearbeiten, ist pompös gescheitert – zumindest wenn Menschenwürde ein tatsächlicher Maßstab sein soll.

In diesen Tagen hat auf Lesbos der Regen eingesetzt und das provisorische Zeltlager überflutet. Die EU muss einen Weg finden, humane Orte für traumatisierte, vor Krieg und Konflikt Geflüchtete zu schaffen und die Menschen mit Griechenland zusammen von den Inseln zu holen – und zwar genau jetzt. Was Winter und Pandemie zusammen in den Lagern anrichten wird, möchte man sich nicht einmal ausmalen.

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Eva Oer
Redakteurin
*1985, seit November 2017 Redakteurin für europäische und globale Politik im taz-Auslandsressort. Hat seit 2014 immer mal wieder für die taz gearbeitet, meistens für das Ressort Wirtschaft und Umwelt, und schreibt gern über die EU und über Entwicklungspolitik.
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3 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Was bekommt eigentlich die griechische Regierung geregelt?



    Wie dumm muss man sein, ein neues Lager an diesem Standort aufzubauen?

    Nochmal, was ist mit den 2 Mrd Euro passiert, die von der EU nach Griechenland überwiesen wurde? In welche dunklen Kanäle ist das Geld geflossen?

    Wie bereits vor Jahren prognostiziert, Griechenland ist ein Fass ohne Boden.

  • 9G
    96177 (Profil gelöscht)

    unerträglich... allein das Lesen. Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte, angesichts des christlichen Abendlandes und seiner Werte.

  • Nö.

    Stattdessen fühlen "wir" uns nur überlegen und zeigen mit dem Finger auf andere, weil ja *Menschenrechte*. Die sogenannten Christen allen voran.

    Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Vielleicht Matthäus 23:27 [1], schon wieder.

    Mir ist schlecht. Danke für den Artikel!

    [1] bibeltext.com/matthew/23-27.htm