piwik no script img

Neue EU- RichtlinieGegen das Cookie-Monster

Die neue Datenschutzrichtlinie der Europäischen Union sieht vor, dass Nutzer über das Ablegen von Datenkrümeln informiert werden müssen. Werbenetzen graut vor diesem Zwang.

Wie bei Hänsel und Gretel: Kekskrümel weisen den Weg. Bild: Dean Shareski - Lizenz: CC-BY-SA

Cookies sind vielen Nutzern unheimlich: Die kleinen Datenkrümel, die von einer angesurften Website auf die Festplatte geschrieben werden können, dienen zur Erhaltung von Nutzerdaten über den einmaligen Besuch hinaus und gelten manchem Datenschützer als Schnüffelinstrument. Bislang mussten in der EU operierende Angebote ihre Nutzer nur pauschal über die Cookie-Verwendung informieren, eine explizite Einverständniserklärung dagegen nicht einholen. Mit der Novellierung der EU-Datenschutzrichtlinie, der "E-Privacy-Direktive", die in dieser Woche in Brüssel vorgestellt wurde, soll sich das nun ändern: Sie enthält die Pflicht, Nutzer über Datenkrümel besser aufzuklären.

Es bleibt allerdings abzuwarten, wie die Regelung konkret umgesetzt wird. Während Web-Entwickler auf Twitter gestern schon befürchteten, dass sie künftig vom Nutzer vor dem Setzen jedes Datenkrümels per Pop-up eine offizielle Einverständniserklärung einholen müssten, ist die Formulierung in der fertigen Richtlinie differenzierter. So soll bei Cookies, die dem Betrieb von Web-Anwendungen dienen, etwa zur Darstellung eines Warenkorbes in einem Online-Shop, keine Genehmigung notwendig sein. Auch signalisieren mit der nun gefundenen Fassung beschäftigte EU-Parlamentarierer, dass es womöglich ausreicht, wenn der Nutzer sich bereits auf Browser-Einstellungsebene für das Akzeptieren der Datenkrümel entschlossen hat beziehungsweise diese dort abschalten kann.

Wie die Regelung also tatsächlich umgesetzt wird, dürfte im nationalen Recht spannend werden: Die EU-Länder haben dazu nun 18 Monate Zeit. Verunsicherung herrscht unterdessen bei Betreibern von Werbenetzen, die Cookies unabhängig von den Inhalteanbietern einer Website verwenden, um einzelne Nutzer zu "tracken", um ihnen passende Reklame einzublenden. Sie könnten in Erklärungsnot geraten.

Peter Hustinx, Datenschutzbeauftragter der EU, begrüßte die Neuregelungen. Er lobte "zahlreiche Verbesserungen", die die neue Richtlinie für den Privatsphärenschutz der Bürger mitbringe. So sei neben der Frage der Cookies auch eine erweiterte Informationspflicht bei Datenschutzpannen und Sicherheitslöchern vorgesehen. Dienstleister und Provider müssen ihre Kunden demnach zeitnah darüber in Kenntnis setzen, falls ein solches Problem, etwa das Abfischen persönlicher Daten im großen Stil, negative Auswirkungen auf sie haben könnten. Die betroffenen Firmen müssen ihre Kunden außerdem besser bei der Gefahrenabwehr unterstützen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • D
    drusus

    Lächerlich. Als ob von Cookies eine ernsthafte Gefahr ausgehen würde - die geht von Schadprogrammen aus und dazu gehören auch Ideen wie der "Bundestrojaner".

  • V
    vic

    Es gibt zahlreiche Freeware für das Problem. Zudem bietet jeder Browser die Möglichkeit, das individuell zu unterdrücken oder nach dem Besuch zu löschen. Ich habe grundsätzlich Cookies, Popups und Flash-Anims unterdrückt und aktiviere sie im Bedarfsfall kurzfristig. Danach wird der Mist wieder von der Platte geputzt.

  • J
    Jochen

    Wenn den Leuten klar wäre, dass von den Cookies derzeit eine ganze Industrie (online) abhängig ist und eine scharfe Auslegung der Datenschutzrichtlinie zum Ruin einer ganzen Branche führen kann inkl. einer hohen Zahl an neuen Arbeitslosen, dann würden sie sich genauer informieren, was mit dem Auslesen von Cookies möglich ist und was nicht. Panikmache ist hier völlig unnötig!!

  • A
    Anonymous

    "Auch signalisieren mit der nun gefundenen Fassung beschäftigte EU-Parlamentarierer, dass es womöglich ausreicht, wenn der Nutzer sich bereits auf Browser-Einstellungsebene für das Akzeptieren der Datenkrümel entschlossen hat beziehungsweise diese dort abschalten kann."

     

    Das wäre ja jetzt bereits der Fall. Wozu muss man dann ein neues Gesetz verabschieden? Entweder hat man da mal wieder viel unnötige Zeit verschwendet, oder es ist eben doch nicht ganz so simpel...

  • M
    Mama

    Install CCleaner

    und du kannst die Platte putzen.

     

    mama