Neue Drohungen von Al-Qaida: Bin Laden spricht persönlich
Der Al-Qaida-Chef droht Deutschland nach der Bundestagswahl mit Anschlägen, sollten die Parteien am Krieg gegen die Taliban in Afghanistan weiter festhalten.
FREIBURG taz | Mit mehreren Videos haben sich auch Al-Qaida und die Taliban am deutschen Wahlkampf beteiligt. Zuletzt drohte am Freitag Ussama Bin Laden, der Chef des Terrornetzwerks Al-Qaida: "Ihr wisst, […] dass Unrecht ein tödliches Nachspiel hat", erklärte er.
Mit Blick auf den Krieg in Afghanistan sagt Bin Laden, von dem nur ein Standbild zu sehen ist: "Ein gewaltiges Unrecht ist das Töten von Menschen ohne rechtmäßigen Grund." Die Anschläge von Madrid (2004) und London (2005) bezeichnet Bin Laden als Reaktion auf die Tötung von Taliban durch Amerikaner.
Von den Völkern Europas verlangt er, "dass ihr mit eurem Unrecht aufhört und eure Soldaten abzieht". Das Video wurde von der Al-Qaida-Medienabteilung Al Sahab mit deutschen Untertiteln veröffentlicht.
In einem Video, das "deutsche Taliban-Mudschaheddin" ebenfalls am Freitag veröffentlichten, heißt es. "Erst durch euren Einsatz hier gegen den Islam wird ein Angriff auf Deutschland für uns Mudschaheddin verlockend, damit auch ihr etwas von dem Leid kostet, welches das afghanische Volk Tag für Tag erleiden muss." Zu sehen ist ein vermummter Bewaffneter, der etwas hektisch, aber in deutscher Sprache redet. Er bezeichnet Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wegen des Luftschlags auf zwei Tanklastzüge, bei dem wohl auch viele Zivilisten getötet wurden, als "Verbrecher, Lügner, einen Fall für den Henker".
Am deutlichsten war der Bezug auf die Bundestagswahl beim ersten von drei Videos des in Deutschland aufgewachsenen Islamisten Bekkay Harrach, der zu Al-Qaida gerechnet wird. "Sollte das deutsche Volk seine zur Auswahl stehenden Parteien mehrheitlich nicht dazu bewegen wollen, seine Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, dann wird es nach den Wahlen ein böses Erwachen geben." Harrachs Drohung, in fast akzentfreiem Deutsch vorgetragen, bezog sich dabei auf die "zwei Wochen nach den Wahlen".
Für Skepsis sorgte nach Erscheinen des Videos vor allem der für einen Islamisten seltsame Aufzug Harrachs, der in schwarzem Anzug mit blauer Krawatte vor einem roten Vorhang sprach. Nach Ansicht des SWR-Terrorexperten Holger Schmidt ahmte Harrach damit aber nur den Auftritt von US-Präsiden Barack Obama bei seiner Kairoer Rede an die Muslime nach. Die ebenfalls rätselhafte Aussage, "die Stadt Kiel bleibt eine sichere Stadt", könnte damit zusammenhängen, dass dort, so Informationen der Süddeutschen Zeitung zufolge, Harrachs Schwester lebt.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat aus Angst vor Anschlägen am Wochenende ein Überflugverbot für das Münchener Oktoberfest verhängt. Es gilt bis zum Ende des Fests am kommenden Wochenende.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden