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Neue Corona-Zahlen des RKINoch lange keine Normalität

Solange es weder Medikament noch Impfstoff gibt, rechnet das Robert-Koch-Institut mit Einschränkungen. Die Zahl der Neuansteckungen sinkt weiter.

In Plauen, Sachsen, werden Proben für den Corona-Test vorbereitet Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Berlin taz | Trotz der weiter sinkenden Zahl neuer Corona-Infektionen ist eine Rückkehr zur Normalität nach Ansicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) in nächster Zeit nicht zu erwarten. „Bis ein Impfstoff da ist, von dem wir alle nicht wissen, wann er kommt und ob er kommt, müssen wir uns letztendlich so verhalten, dass wir Infektionen vermeiden“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Dienstag.

Ziel sei es derzeit, die tägliche Zahl neuer Fälle weiter zu senken, um alle Kontakte wieder rückverfolgen zu können. „Es wird sicherlich viele Monate dauern, bis wir hier eine Lösung haben, die uns erlaubt, wieder wie vorher in den Alltag zu gehen“, so Schaade. Bei einer „vorschnellen Rücknahme eines Großteils der Maßnahmen“ könne es schnell zu einer zweiten Infektionswelle kommen. Hygienemaßnahmen und Verhaltensregeln müssten „auf lange Frist“ eingehalten werden.

Eine Immunität zu erreichen, indem nach und nach die ganze Bevölkerung mit dem neuen Coronavirus infiziert werde, sei keine realistische Alternative, sagte Schaade. Wenn das Gesundheitssystem dabei nicht überlastet werden solle, würde dies „mehrere Jahre“ dauern. Zudem hätte diese Strategie viele schwere Verläufe und Tote zur Folge.

2.600 neue Fälle pro Tag

Die Zahl der bestätigten neuen Corona-Infektionen ist in Deutschland unterdessen weiter gesunken. In den vergangenen sieben Tagen kamen im Schnitt nur noch rund 2.600 neue Fälle hinzu. Eine Woche zuvor lag dieser Wert noch bei 3.700 Fällen, vor zwei Wochen waren es im Schnitt über 5.000 neue Fälle pro Tag. Von der Infektion bis zur Meldung vergehen allerdings 10 bis 14 Tage.

Die Entwicklung der letzten Tage, in denen die allgemeine Vorsicht aufgrund der angekündigten Lockerungen nachgelassen zu haben scheint, spiegelt sich in diesen Zahlen darum noch nicht wieder. Die Reproduktionszahl, die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt, stieg laut RKI zuletzt von 0,7 wieder auf 0,9 an.

Neue Höchstwerte gibt es dagegen bei der Zahl der gemeldeten deutschen Coronatoten: Sie lag in der vergangenen Woche im Schnitt bei 233 pro Tag und damit höher als je zuvor. Doch auch bei dieser Zahl, die erst mit größerer Verzögerung auf Gegenmaßnahmen reagiert, könnte es demnächst zu einem Rückgang kommen. Die Zahl der Coronapatienten auf Intensivstationen ging in den letzten Tagen bereits geringfügig auf rund 2.800 zurück.

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2 Kommentare

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  • Ich verstehe nicht warum diese Zahlen immer noch als vermeintlicher Indikator verbreitet werden. Es geht nur um die Anzahl der Test, die in der Vergangenheit stark angestiegen ist und jetzt naturgemäß an die kapazitätsgrenze gekommen ist.

    Bei der Belegung der intensivbetten muss man auch angeben, das in dem Register immer eine andere Anzahl von Krankenhäuser ihre Zahlen angeben. Ich verfolge diese Seite seit dem 21.3. Die Zahl der Corona Patienten pro Krankenhaus schwankt seit Anfang April zwischen einem Wert von 2,5 und 3,0. Er sinkt aber seit einer Woche stetig.

    In Österreich ist man nicht darauf angewiesen die Daten selbst zusammen zu suchen. Dort gibt es eine Grafik an der man die Auslastung der Krankenhäuser einfach nachvollziehen kann. Für die intensivbetten sieht die Grafik in Deutschland ähnlich aus.



    info.gesundheitsmi...ard_Hosp.html?l=de

    Es gibt also keinen Grund für irgendwelche Massnahmen.

  • Warum so wenig Tote bisher in Deutschland? Unsere 'effektiven' Maßnahmen (die bis auf weniger Ausnahmen eher zu spät kamen)? Unser Gesundheitssystem (das einem Pandemieverlauf wie in Italien auch nicht gewachsen wäre)?

    Ein Aspekt verdient m.E. mehr Beachtung als dies bisher geschieht - möglicherweise hatten wir bisher (im Unglück) mehr Glück als Verstand. - Das kann sich ändern.

    "Das Durchschnittsalter der Infizierten ist in Deutschland sehr niedrig

    In Deutschland ist das Durchschnittsalter der Infizierten niedriger als in Ländern wie Italien oder Spanien. Laut Robert Koch-Institut sind die meisten COVID-19-Fälle (70 Prozent) zwischen 15 und 59 Jahre alt. In Italien hingegen sind laut einem nationalen Tagesbericht sogar 36 Prozent der Infizierten über 70 Jahre. Das Land hat insgesamt eine sehr alte Bevölkerung. (Die Deutsche Bevölkerung hat etwas mehr >65 als Italien! Weber)

    Jünger heißt in vielen Fällen eben auch gesünder. Laut Hans-Georg Kräusslich, Leiter der Virologie der Uniklinik Heidelberg, hätten sich viele - und zwar junge Leute - in den österreichischen und italienischen Skigebieten angesteckt. 'Es begann als eine Epidemie von Skifahrern', sagte Kräusslich der 'New York Times'".

    www.tagesspiegel.d...-ist/25726578.html