Neue Behörde der Europäischen Union: EU-Staatsanwaltschaft gegen Betrug
Eine EU-eigene Staatsanwaltschaft soll milliardenschwere Korrputionsfälle verfolgen. 19 Länder haben ihre Teilnahme bereits zugesagt.
![Geldmünzen fallen auf eine Flagge der Europäischen Union Geldmünzen fallen auf eine Flagge der Europäischen Union](https://taz.de/picture/2047439/14/83832851.jpeg)
Die Europäische Staatsanwaltschaft soll bei Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der Union ermitteln. Die Behörde wird dabei nicht nur gegen Korruption, Geldwäsche und Betrug mit EU-Finanzmitteln vorgehen, sondern auch gegen grenzüberschreitenden Mehrwertsteuerbetrug. Laut EU-Kommission entgehen den Mitgliedstaaten allein dadurch mindestens 50 Milliarden Euro an Steuereinnahmen pro Jahr.
Über den Vorschlag muss formal noch das Europaparlament befinden. EU-Justizkommissarin Vera Jourova sprach von einem „schlechten Tag für Kriminelle in Europa“. Sie ging davon aus, dass die Behörde im Jahr 2020 ihre Arbeit aufnehmen kann.
Nach Berechnungen der Kommission wird die Staatsanwaltschaft pro Jahr voraussichtlich mehrere hundert Millionen Euro an veruntreuten Geldern zurückholen. Die Kosten für die Behörde mit 115 Mitarbeitern, die in Luxemburg angesiedelt werden soll, bezifferte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger auf jährlich 21 Millionen Euro.
Die Kommission hatte bereits 2011 einen Gesetzesvorschlag für eine solche gemeinsame Staatsanwaltschaft vorgelegt. Es folgten zähe Verhandlungen der Mitgliedstaaten über die Kompetenzen der neuen Behörde, die dann letztlich als gesamteuropäisches Vorhaben scheiterte. Die EU-Verträge lassen für solche Fälle aber die vertiefte Zusammenarbeit einzelner EU-Länder im kleineren Kreis zu. Nötig sind dafür mindestens neun Staaten.
19 Ländern haben die Teilnahme nun bereits definitiv zugesagt: Neben Deutschland sind das Belgien, Bulgarien, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Österreich, Portugal, Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Spanien, Tschechien und Zypern. Italien stellte am Donnerstag in Aussicht, nach Klärung noch bestehender Vorbehalte zu der Gruppe hinzuzustoßen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss