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Neue Angriffe auf FlüchtlingeRechte marschieren, Heim brennt

In Freiberg mussten am Sonntagabend 200 Polizisten Flüchtlinge vor 400 rechten Demonstranten schützen. In Hessen brannte es in einer Flüchtlingsunterkunft.

Freiberger Freundlichkeit: 400 rechte Deonstranten marschierten auf Foto: dpa

Freiberg dpa | Die Ankunft eines Flüchtlingszuges hat in Freiberg in Sachsen zu einer aufgeheizten und aggressiven Stimmung geführt. Rund 200 Polizisten waren am Sonntagabend im Einsatz, um etwa 400 Demonstranten unter Kontrolle zu halten, wie ein Behördensprecher mitteilte. Wie die Freie Presse berichtet, riefen die Teilnehmer der nicht angemeldeten Versammlung Parolen wie „Ausländer raus“ und „Wir sind das Volk“. Zwischen ihnen und rund 50 Gegendemonstranten habe es zum Teil heftige verbale Streitereien gegeben. „Es ist aber nicht zur Eskalation gekommen“, sagte der Sprecher.

Die gegen die Flüchtlinge protestierenden versuchten demnach durch Sitzblockaden, die Busse mit Migranten vom Wegfahren zu hindern. Beim Auflösen der Blockaden durch die Polizei seien drei Beamte leicht verletzt worden. Auch hätten einige Menschen die Busse mit Flüchtlingen sowie Polizeiwagen mit Lebensmitteln, etwa Äpfeln, beworfen. Am Sonntagabend waren 721 Asylbewerber in Freiberg angekommen, sie wurden nach Leipzig und Dresden gebracht.

Unterdessen ist im südhessischen Lampertheim ein Gebäude, in dem sich auch eine Flüchtlingsunterkunft befindet, vermutlich vorsätzlich in Brand gesetzt worden. Wie die Polizei mitteilte, sind Unbekannte am Sonntagabend in die Büroräume einer im Erdgeschoss des Gebäudes ansässigen Firma eingedrungen und haben Inventar in Brand gesteckt.

Sie hätten auch Einrichtungsgegenstände herumgeworfen und vorgefundene Getränke ausgetrunken. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es bislang keine. Bei dem Brand wurden keine Menschen verletzt.

Passanten hatten am Sonntagabend den Rauch gesehen und die Feuerwehr gerufen. Alle 49 Bewohner konnten unverletzt das Haus verlassen. Rund eine Stunde hätten die Löscharbeiten gedauert, sagte der Polizeisprecher. Nach dem Brand war das Haus unbewohnbar. Die Flüchtlinge wurden in einer Unterkunft in einem anderem Ort untergebracht.

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1 Kommentar

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  • Sehr schade, das. Ich habe Freiberg am vergangenen Samstag ebenfalls einen (wenn auch nicht ganz so kurzen) Kurzbesuch abgestattet und die Stadt aus diesem Anlass nicht nur als aufwendig saniertes Denkmalschutz-Juwel erlebt, sondern auch als durchaus gastfreundlich und zuvorkommend. Allerdings bin ich ein zahlender Gast gewesen, kein schutzbedürftiger Flüchtling. Vielleicht macht das ja einen Unterschied ums Ganze in der Kultur- und Silberstadt Ottos des Reichen.

     

    Ob die 400 rechten "Demonstranten" tatsächlich alle Sachsen waren, wird sich im Nachhinein vermutlich nicht mehr klären lassen. Eine Schande sind sie allerdings auf jeden Fall. Auch für die Stadt, der sie in meinen Augen einen "Bärendienst" erwiesen haben. (Was die einen mit ihren Händen aufbauen, das reißen andere mit ihrem Ar... äh: Hintern wieder ein.) Sieht fast so aus, als wäre für die Freiberger das Nehmen dann doch noch etwas seliger als Geben. Der "Schlüssel" 1: 8 ist jedenfalls ein sogenanntes Armutszeugnis.

     

    Wie's kommt? Ich habe wirklich keine Ahnung. Als Stadtplaner allerdings hab ich ein wenig Fantasie. Ich kann mir also vorstellen, dass Menschen, die in einer Stadt zuhause sind, in deren Kern es kaum schmerzhaft mahnenden Zeugnisse der jüngeren Zeitgeschichte gibt, sich nicht genügend fürchten vor dem braunen Mob. Ob eine taz da gegensteuern kann, indem sie DIE Freiberger pauschal in Sippenhaft nimmt für 400 gewaltbereiten Apfelwerfer? Vermutlich nicht. Den Sachsen kann man durchaus auch beleidigen. Und dass er davon besser wird, darf einer, der sich selbst nicht schämen mag, wohl nicht mit sehr viel Recht erwarten.