Netzausbau in Deutschland: Löcher stopfen mit staatlichen Masten
Abgeordnete von Union, SPD und Grünen wollen die Mobilfunklücken mit einer öffentlichen Gesellschaft schließen. Das DIW sieht die Pläne skeptisch.
„Bis Mitte dieses Jahres müssen wir ein vollständiges und bundesweites Mobilfunkkonzept erarbeiten“, sagte kürzlich Ulrich Lange (CSU), Vizefraktionschef im Bundestag. „Dazu gehört mit Sicherheit auch die Errichtung einer Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft.“
Jens Zimmermann, Digitalpolitiker der SPD, ist erfreut. Er erklärte, man solle „zweigleisig fahren“. Die Bundesnetzagentur müsse die privaten Netzanbieter dazu anhalten, eine möglichst flächendeckende Infrastruktur aufzubauen. „Um die Lücken zu schließen, kann aber auch eine staatliche Gesellschaft sinnvoll sein“, so Zimmermann. Das dürfe freilich nicht dazu führen, dass die öffentliche Hand auf diesen Kosten sitzenbleibe. „Die Privaten sollten sich daran beteiligen.“
Grüne sind für „Breitband-Infrastrukturgesellschaft“
Die Grünen haben bereits im Oktober einen Antrag in den Bundestag eingebracht, in dem sie unter anderem eine neue „Breitband-Infrastrukturgesellschaft“ fordern. „Diese soll sich um den zügigen Ausbau des Glasfasernetzes ebenso kümmern wie um die Lücken beim Mobilfunk“, sagte die grüne Abgeordnete Margit Stumpp, die unter anderem den Ostalbkreis vertritt.
Seit der Privatisierung der 1990er Jahre sind überwiegend private Anbieter dafür zuständig, das Fest- und Mobilfunknetz zu pflegen und auszudehnen. Diese haben vor allem ein Interesse daran, dicht besiedelte Gebiete und große Städte zu versorgen, weil sie dort mehr Geld verdienen. Obwohl ihnen die Bundesnetzagentur auch Vorschriften für ländliche Gegenden macht, klappt die Versorgung dort oft nicht.
Ökonom Tomaso Duso vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) sieht die Pläne skeptisch. Er bezweifelt, dass es einem öffentlichen Unternehmen schneller als privaten Anbietern gelingt, das Mobilfunknetz zu ergänzen. „Die zusätzliche Verwaltung verkompliziert die Prozesse unnötig“, so Duso. „Wir sollten keine neue Bundespost schaffen“, sagte Nick Kriegeskotte vom Verband der digitalen Wirtschaft (Bitkom). Er plädiert dafür, erst mal „die Förderprogramme wirken zu lassen“, mit denen Bundesländer den Ausbau beschleunigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei