Neonazis mit Hipstertaschen: Braune Beutel
Neonazis trafen sich zum Trauermarsch in Magdeburg. Es leuchtet die neonfarbene Sonnenbrille, „Bitte nicht schubsen“, bittet ein Jutebeutel. Eine Bildanalyse.
Tiefes Schwarz dominiert das Bild des Magdeburger Hauptbahnhofs. Eingefangen ist das Treffen zum „Trauermarsch“, die Gestalten sind bis zur Unkenntlichkeit verhüllt. Der Duktus ist radikal, der Schwerpunkt der Szene rechts.
Die Figuren tragen zeitgenössische Accessoires. Die naturfarbene Tasche setzt den Hauptakzent im Bild – ein Jutesack mit dem Aufdruck: „Bitte nicht schubsen, ich hab einen Joghurt im Beutel“.
Der ironische Spruch stammt aus der Subkultur der Hipster. Deshalb taufen andere Kritiker die gezeigten Figuren „Nipster“, eine Wortverschmelzung aus Nazi und Hipster. In ihren Bildanalysen benutzen sie weitere Wortspiele wie die „Facism Week“ oder den „Yolocaust“. Doch diese Bewertung geht nicht tief genug.
Trotz der dominanten Farbe Schwarz zeigt das Foto die Vielfalt der Rechtsextremen. Jeder Horst kann Nazi werden, dazu braucht man keine Springerstiefel. Außerdem führt es die Verschiebung von Semantik vor, die auf zukünftigen Nazidemos zu erwarten ist: So erhält der beliebte Taschenspruch „The Whitest Beutel Alive“, der auf die Indieband The Whitest Boy Alive anspielt, eine völlig neue Ebene. Eine klare Positionierung wäre hingegen möglich mit dem Beutel: „Adolf, Heinrich & deine Mudda“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!