Neonazi-Demo in Bad Nenndorf: Schule verschiebt Einschulung
Bad Nenndorf in Niedersachsen bereitet den Protest gegen einen Nazi-Umzug vor. Zu viel für Abc-Schützen, sagt Rektor Rolke.
In diesem Jahr kollidiert die Demonstration der Rechten zeitlich mit dem Einschulungstermin an Niedersachsens Grundschulen – beide Ereignisse fallen auf den 6. August. Weil die Marschroute der Neonazis durch die Bad Nenndorfer Bahnhofstraße und damit an der Grundschule vorbei führt, will diese die Einschulung ihrer künftigen Erstklässler um einen Tag verschieben.
Er könne sich nicht vorstellen, mitten im Demo-Getümmel 63 Jungen und Mädchen einzuschulen, sagt Schulleiter Torsten Rolke. Die Kinder kämen „doch gerade aus dem Kindergarten“ und hätten noch kaum eine Vorstellung von Geschichte und könnten nicht auseinanderzuhalten, „wer da im Recht ist und wer nicht“.
Wie die Nachrichtenagentur epd am Dienstag berichtete, will nun auch die evangelische Kirche in Bad Nenndorf ihren diesjährigen Einschulungsgottesdienst auf den Sonntag verlegen. Das sei keinesfalls als Zurückweichen vor den Rechtsextremisten zu verstehen, so Pastorin Sabine Lambrecht.
200 Neonazis im vergangenen Jahr
Sie könne schon nachvollziehen, „dass die Schule bei ihren Planungen auf Nummer sicher gehen will“. Am Tag des rechtsextremen Aufmarsches sei in der Innenstadt für Eltern und Kinder ohnehin kein Durchkommen. Die Kirche will am 6. August mit einem ökumenischen Gottesdienst im Kurpark gegen die Neonazis protestieren.
Die Landesschulbehörde in Lüneburg bestätigte auf Anfrage, dass ihr der Antrag der Bad Nenndorfer Grundschule vorliegt. Er werde gegenwärtig geprüft. „Wie wir entscheiden, kann ich gegenwärtig aber noch nicht sagen“, erklärte eine Sprecherin. Dass eine Einschulung auf einen Sonntag verlegt wird, hat es in Niedersachsen bislang noch nicht gegeben.
Allerdings kreuzte sich der Einschulungstermin vor sechs Jahren schon einmal mit dem des „Trauermarsches“, damals verschoben die Veranstalter ihren Marsch. In diesem Jahr waren die Organisatoren für den Landkreis Schaumburg, der Träger der Grundschule ist, nicht zu erreichen. Weil auch die für die „Trauermärsche“ werbende Internetseite seit einigen Wochen nicht mehr online ist, hegen einige Nazigegner die Vermutung, dass die Neonazis zumindest in diesem Jahr auf ihren Umzug verzichten könnten.
Dafür spricht, dass die „Trauermärsche“ in den vergangenen Jahren immer weniger Zulauf hatten. Kamen 2010 noch mehr als 900 Neonazis nach Bad Nenndorf, waren es im vergangenen Jahr nur noch 200. Gegen den Marsch demonstrierten fast 1.000 Menschen. 300 von ihnen beteiligten sich an einer Sitzblockade, die den Marsch der Rechten zeitweise stoppen konnte.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen