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■ Bonn apartNehmen wir mal an

Nehmen wir mal an, so aus einer optimistischen Laune heraus, es gäbe eine Partei, die sich schwerpunktmäßig um die Umwelt kümmerte. Und das in den Zeiten der Globalisierung, der Haushaltsdefizite, der shareholder values, des Euro und anderer Grausamkeiten. Die Partei müßte aus weltfremden Spinnern bestehen. Solchen, die nicht um jeden Preis wiedergewählt werden wollen, die nicht von den Bossen der mächtigen Firmen zum Mittagessen eingeladen werden wollen, denen es egal ist, ob sie ihre Wähler nun in der Mitte, linksoben, rechtsunten oder am Horizont einfangen, die einfach nur ihrem Gewissen folgen. So kann man heutzutage natürlich keine Politik machen. Aber nur mal angenommen.

Und nehmen wir weiter an, es gäbe einen Industriezweig, der die Umwelt wie kaum ein zweiter verschmutzte, der rettungslos unwirtschaftlich ist, der vom Staat mit Milliarden subventioniert wird. Was würde eine Umweltpartei wohl tun? Doch Schluß mit der Träumerei. Das ist unwirtschaftlich und erhält keine Arbeitsplätze.

Sehen wir uns die Wirklichkeit an. Da ist eine Partei, die nennt sich „Die Grünen“. Und es gibt die Kohleindustrie, die verschmutzt die Umwelt und läßt sich dafür pro Mann und Maus vom Staat 120.000 Mark pro Jahr bezahlen.

Was macht die Partei der „Grünen“? Es fängt damit an, daß einige, offenbar weltfremde Spinner dieser Partei, die sich nicht ausschließlich um die Besteuerung der Renten kümmern, einen Antrag ausarbeiten. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Subventionen für den Bergbau auslaufen zu lassen. Der Fraktionssprecher dieser Partei allerdings bestimmt: Das machen wir von dem Votum des Landesverbandes abhängig. Der könnte aber deswegen Ärger mit dem Koalitionspartner kriegen, dem nordrhein-westfälischen. Am Ende könnte es ihn gar die Macht kosten, und dann hätte er keine Macht mehr, was für die Umwelt zu tun. Logisch. Das Ende vom Lied: Der Antrag wandert in den Papierkorb. Die „Grünen“ haben wieder etwas für die Standortsicherung Deutschland getan. Markus Franz

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