Nahrungsmittel in Deutschland: Ein Drittel landet auf dem Müll
Die Wirtschaft verursacht rund 60 Prozent der Lebensmittelverluste in Deutschland, so der WWF. Ein großer Teil davon ist vermeidbar.
Studien im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums waren nur von 13 Milllionen Tonnen ausgegangen. Der Anteil der Wirtschaft dürfte demzufolge lediglich 48 Prozent betragen. Die höheren WWF-Zahlen könnten der Realität näher kommen, weil der Verband alle verfügbaren Studien kombiniert und mit Erkenntnissen aus dem Ausland ergänzt hat.
Unvermeidbar sind laut WWF etwa acht Millionen Tonnen: zum Beispiel Verluste durchs Säubern und Schneiden. Aber fast zehn Millionen Tonnen würden unnötigerweise im Müll landen – beispielsweise weil Gemüse nicht „schön“ genug ist für den Handel oder weil Verbraucher zu viel eingekauft haben.
„Angesichts knapper werdender fruchtbarer Ackerflächen und einer prognostizierten Weltbevölkerung von über neun Milliarden Menschen in 2050 können wir uns eine solche Verschwendung nicht leisten“, urteilte WWF-Vorstandsmitglied Christoph Heinrich. Um die zehn Millionen Tonnen unnötig weggeworfener Lebensmittel anzubauen, würden 2,6 Millionen Hektar Felder benötigt: so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Fast 48 Millionen Tonnen Treibhausgase würden umsonst ausgestoßen.
Zu starker Fokus auf Haushalten
EU und Bundesregierung hätten sich zwar das Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle bis 2020 zu halbieren. Um das zu erreichen, müsse die Regierung aber endlich eine Strategie erarbeiten, so der WWF. Da die bisher vorliegenden Daten ungenau seien, solle mehr geforscht werden. Sonst ließe sich nicht überprüfen, wie erfolgreich Maßnahmen gegen Verschwendung waren.
Der WWF wirft der Regierung auch vor, ihre Kampagne zu stark auf die privaten Haushalte zu fokussieren. Allein bei den Großverbrauchern gingen 3,4 Millionen Tonnen verloren, die zu 70 Prozent vermeidbar wären.
Ein Sprecher des Agrarministeriums sagte der taz: „Wir sind auf allen Ebenen unterwegs.“ So habe die Behörde zum Beispiel mit dem Handel Aktionen für kleinere Verpackungsgrößen veranstaltet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei