Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel: Zu wenige Produkte mit Nutri-Score
Nur 40 Prozent der untersuchten Nahrungsmittel trügen die Nährwertkennzeichnung, so die Verbraucherzentralen. Das Siegel müsse Pflicht werden.
„Wir fordern in Sachen Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie“, sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die farbige Nährwertkennzeichnung kann ihre Aussagekraft innerhalb einer Produktgruppe wesentlich besser entfalten, wenn sie flächendeckend eingesetzt wird.“ Deshalb sollte der Nutri-Score laut Valet europaweit Pflicht werden. Bislang dürfen Unternehmen selbst entscheiden, ob sie das Label verwenden oder nicht.
Die Verbraucherzentralen fanden auch heraus, dass die Nutri-Score-Angaben in nur 3 von 14 angefragten Bundesländern von den Behörden überprüft würden. Das sei zu wenig, so Valet. 17 Produkte waren laut Berechnung der Verbraucherzentralen mit einem falschen Nutri-Score gekennzeichnet.
Für die Kennzeichnung werden positive und negative Nährstoffe miteinander verrechnet. „Das kann aktuell dazu führen, dass beispielsweise Cerealien trotz hoher Zuckergehalte einen guten Nutri-Score erhalten“, schrieb Valet. Für 2023 sei allerdings in Aussicht gestellt, dass hohe Zuckermengen nicht mehr so einfach ausgeglichen werden können. Außerdem sollten auch die Gehalte an Salz und Ballaststoffen strenger bewertet werden. Insgesamt zeige der Nutri-Score aber schon jetzt meist zuverlässig Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln innerhalb einer Produktgruppe an.
Der Nutri-Score gilt als Beitrag zu einer gesünderen Ernährung der Bevölkerung. Laut Robert-Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Übergewicht könne chronische Krankheiten begünstigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen