Nachrichtenplattform für Geflüchtete: Ankommen heißt abholen
Lokaljournalismus auf Augenhöhe: „Amal“ gibt Geflüchteten eine Stimme und lässt sie in ihre neue Gesellschaft reinhören – in ihrer Muttersprache.
Deutsch lernen geht nicht von heute auf morgen. Und wer die Sprache nicht spricht, bleibt in einem Land Außenstehende:r. Man steht vor einer geschlossenen Kita, weil man nichts von dem Streik mitbekommen hat. Wartet vergeblich auf den Bus, weil man die Anzeigetafel nicht lesen kann.
Die Nachrichtenplattform Amal (arabisch für „Hoffnung“) will Geflüchteten helfen, in Deutschland anzukommen. Und das mit klassischem Lokaljournalismus, nur eben auf Arabisch, Persisch und Ukrainisch.
An den Standorten Berlin, Hamburg und Frankfurt arbeiten 27 Exiljournalist:innen aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine, Ägypten und dem Iran. Für ihre Communitys bereiten sie täglich die wichtigsten Nachrichten in ihrer jeweiligen Muttersprache auf und ergänzen sie durch Reportagen, Interviews und Kommentare.
Die Webseite von Amal steht hier: https://amalberlin.de/de/
Das können der Besuch von Selenskyj sein, politische Standpunkte zu Abschiebung, aber auch die Nachricht von vier neugeborenen Ottern im Berliner Zoo. Es geht darum, mitreden zu können und Teil des Stadtgeschehens zu sein.
Youtube und Podcast
„Nur wer weiß, was passiert, kann sich beteiligen“, sagt Gründerin Julia Gerlach der taz. Gemeinsam mit ihrer Schwester Cornelia gründeten die beiden Journalistinnen 2016 Amal, um ein Medium auf Augenhöhe zu schaffen.
Wie könnte eine Politik aussehen, die auf Ankommen statt Abschotten setzt? Was können wir lernen aus 2015? Und wo sind die Orte, an denen der restriktiven Politik von oben eine solidarische Politik von unten entgegengesetzt wird? Diesen Fragen haben wir über das im Jahr 2025 fünf Sonderausgaben zu Flucht und Migration gewidmet.
Mit der wochentaz vom 20. Dezember findet das Projekt seinen Abschluss. Es ist keine besinnliche Zeitung geworden – aber eine, die sich um ein Thema dreht, das zu Weihnachten einen besonderen Klang bekommt. Wir beschäftigen uns mit der Frage, was „Zuhause“ eigentlich ist, was es braucht, um sich an einem Ort zu Hause zu fühlen – und wie die Hoffnung darauf oft zerstört wird.
Alle Texte aus dieser Sonderausgaben erscheinen nach und nach hier. In dem Online-Schwerpunkt finden Sie auch die Texte aus den vier vorherigen Sonderausgaben.
Neben tagesaktuellen Nachrichten entwickelt das Team zunehmend Formate für die sozialen Medien. Auf Youtube zeigen sie, wie der Bundestag arbeitet und wie die Wahlen funktionieren. Ein Podcast klärt Geflüchtete mit Behinderung darüber auf, was ihre Rechte sind und wo sie Unterstützung bekommen können.
Auch deutschsprachige Beiträge werden auf der Plattform veröffentlicht. Porträts von Geflüchteten mit besonderen Geschichten, die Hoffnung schaffen und mit Vorurteilen brechen. Damit schafft Amal das, was vielen deutschen Medien nicht gelingt: aus der Perspektive Geflüchteter berichten, statt nur über sie. Die vertraute Muttersprache baut eine Brücke, um sich in Deutschland zu Hause zu fühlen. Für geflüchtete Leser:innen, aber auch für die Exiljournalist:innen, die mit Amal der Arbeit nachgehen können, für die sie brennen.
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