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Nachhaltigkeit und DigitalisierungService statt Verschwendung

Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung funktioniert ebenso wenig wie Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit. Wissen wir schon? Dann machen wir's halt!

E-Scooter kommen selten allein: Nicht nur in Berlin ein oft gesehenes Motiv Foto: Stefan Zeitz

D igitalisierung und Klimaschutz sind die großen Themen unserer Zeit. An beiden hängt die Zukunft, in beidem hängt Deutschland hinterher. Und ja, an all diejenigen, die direkt wieder mit einem lauten „Aber“ den Finger heben: Anders als bei der Digitalisierung sind wir beim Klimaschutz nicht ganz hintendran. Aber gemessen an dem, was es braucht, ist eben doch noch einige Luft nach oben. Allerdings wird beides bisher zu oft getrennt voneinander betrachtet. Ökos und Tech-Liebhaber:innen hingegen ist schon lange klar: Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung funktioniert genauso wenig wie Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit.

Google-Suchen, Netflix, Bitcoin und Tausende von Serverfarmen weltweit fressen tagtäglich große Mengen Energie. Und selbst nachhaltig angelegte Dienste entpuppen sich schnell als CO2-Schleudern, wenn Konsum und Bequemlichkeit oberste Priorität haben. Wenn sich Carsharingdienste im Kampf um Marktanteile im Preis unterbieten und die Menschen in der Folge mehr Auto fahren statt wie bisher die U-Bahn nehmen. Und auch die E-Scooter in den Städten sind schneller kaputt und benötigen mehr Energie als Fahrrad oder Straßenbahn.

Echt nachhaltige Lösungen liegen aber durchaus auf dem Tisch: Mit intelligentem Flottenmanagement beispielsweise könnten künftig Autos nicht länger 95 Prozent der Zeit ungenutzt herumstehen und somit bis zu 80 Prozent der Fahrzeuge eingespart werden. Nach einer Studie des Cambridge Centre for Advanced Research and Education wären so bis zu 50 Prozent Energieersparnis möglich.

Und auch in den eigenen vier Wänden gibt es nachhaltige digitale Innovationen, die mehr sind als bloße Spielereien von Technikaffinen und Besserverdienern. Doch die Smart-Home-Technologien müssten in der Breite ausgebaut werden. Ein Zuhause, das die Heizkörper automatisch herunterstellt, wenn ein Fenster geöffnet wird oder das Licht löscht, wenn die Be­woh­ne­r:in­nen zur Arbeit gehen, kann eine Menge CO2 einsparen. Und das gilt genauso für die unzähligen Bürokomplexe, die schon bald wieder stärker frequentiert werden dürften.

Bitte reparaturfähig

Der Punkt ist: Derzeit kann nicht je­de:r einfach mal so eben sei­n:ihr Zuhause energetisch umbauen und smart ausstatten lassen. Zudem sind viele Maßnahmen noch nicht auf Langlebigkeit programmiert, oftmals überleben Geräte nur wenige Jahre. Um also die smarte neue Welt mit dem Klimaschutz zu vereinen, muss die Digitalbranche ihre Produkte stärker auf die Vereinbarkeit mit dem Klimaschutz hin entwickeln. Algorithmen müssen auf Effizienz ausgerichtet werden, Lieferflotten auf Elektroantrieb umgerüstet und Smartphones reparaturfähig konstruiert werden.

Und zudem muss sich der Fokus ändern: Weg vom Verkauf eines einzigen Produkts, hin zu einem Service-Gesamtpaket. Denn wer einen Service verkauft, hat ein hohes Eigeninteresse an energieeffizienten Produkten mit langer Lebensdauer. So würden am Ende alle profitieren: die Unternehmen, die Kun­d*in­nen und – natürlich das Klima.

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Malaika Rivuzumwami
Redakteurin taz zwei
Jahrgang 1994 | bei der taz seit 2016 | früher auf Deutschlandreise für taz.meinland & Editorial SEO für die taz | seit 2019 Redakteurin für Gesellschaft und Medien | spricht mit im Podcast Weißabgleich und schreibt die Kolumne Digital Naives | Interessiert sich für Datenpolitik, Fake News & Social Bots.